Ich freue mich, daß Barbara Scholz mir wieder eine Rezension geschickt hat von einem Buch, das sie mit Vergnügen und Anteilnahme gelesen hat.

Inhalt und Meinung von Barbara Scholz

Die Autorin Nicola Denis spürt den Lebensgeschichten ihrer vier ledigen Tanten, Schwestern des Vaters, nach. Alle vier, Marianne, Hanne, Hilde und Irene, haben eine solide Ausbildung erfahren und konnten selbstbestimmt leben. Die Autorin erzählt aus dem Leben der Tanten, fragt nach Vorbildern aus der Familiengeschichte und versucht herauszufinden, warum sie unverheiratet blieben. Sie lebte in Celle und hat die Tanten als Kind bei ihren Besuchen in Stuttgart anlässlich verschiedener Familienfeste getroffen und kennen gelernt.

Marianne, die Älteste, geboren 1907, war Psychiaterin und hat früh die Rolle des Familienoberhauptes übernehmen müssen. Für die Ausbildung ihrer beiden jüngeren Brüder, besonders für den jüngsten, den Vater der Autorin, hat sie sich zeitlebens engagiert. Sie war von den Geschwistern die strengste, was vermutlich mit ihrer empfundenen Verantwortung zusammenhing.

Hanne, geboren 1909, konnte nur eine Ausbildung als Chemielaborantin absolvieren. Für die Autorin war sie diejenige, die mit dem Kind am meisten Unsinn gemacht und Spaß gehabt hat, die aber zeitlebens auch  unter Depressionen gelitten hat.

Hilde, geboren 1911, die Lieblingstante der Autorin, war als Kind an Hirnhautentzündung erkrankt, was damals weder heil- noch therapierbar war. Sie hat dann als einzige der Schwestern Stuttgart verlassen, hat in Ravensburg in der Bügelstube des Kinderkrankenhauses gearbeitet, dort auch ihren Lebensabend verbracht und hatte sich so auch dem Kommando ihrer ältesten Schwester entzogen.

Irene, die Jüngste der Schwestern, geboren 1917, Apothekerin, strenggläubige Katholikin, hatte eine Apotheke in Sillenbuch, und ihre Ehelosigkeit war wohl gewollt.

Was dieses Buch so lesenswert macht, ist die Lebendigkeit mit der diese Tanten uns näher gebracht werden. Und  Stuttgarter Leser*innen macht das Lokalkolorit und die eingestreuten schwäbischen Zitate bestimmt großen Spaß. Dazu kommt die Einbettung der Biographien in die Zeitgeschichte. Alle Tanten haben die Zeit des Nationalsozialismus bewusst miterlebt, und die Autorin fragt sich, inwieweit es ihr Leben beeinflusst hat.

Das Buch ist witzig und unterhaltsam, verschweigt aber auch nicht die Tragik, die in den Lebensgeschichten liegt. Die Autorin hat sich vor allem auf eigene Erinnerungen und die ihres Cousins sowie auf schriftliche Zeugnisse, vor allem Briefe und Fotografien gestützt. Ich habe es mit großem Vergnügen und großer Anteilnahme gelesen.

Hier können Sie einen Blick ins Buch werfen

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