Diese Graphic Novel basiert auf den Erinnerungen, die Hertzko Haft seinem Sohn Alan Scott Haft im Alter von 78 Jahren erzählte. Unter dem Titel „Eines Tages werde ich alles erzählen“ erschien 2009 die deutsche Ausgabe dieses Buches.

Der Inhalt

Hertzko Haft lebt mit seinen Eltern und sieben Geschwistern im polnischen Belchatow. Die Familie wird im Ghetto interniert und dort lernt Hertzko Leah kennen. Sie verlieben sich ineinander und träumen davon, nach Amerika zu gehen. Aber 1941 kommt Hertzko in ein Arbeitslager. Er schuftet zunächst im Kohlebergwerk und wird später nach Auschwitz verlegt, wo er schreckliches erlebt. Ein SS Mann, der sich Schneider nennt, nimmt ihn unter seinen persönlichen Schutz. Er befreit Hertzko von der Arbeit an den Verbrennungsöfen und sorgt dafür, daß er bei Schaukämpfen vor den SS – Schergen um sein Leben boxen darf. Als die Front immer näher rückt schickt die SS die Lagerinsassen auf Todesmärsche und Hertzko gelingt die Flucht. In der Hoffnung, Leah in Amerika wieder zu finden, wandert Hertzko nach New York aus und sucht sie, allerdings ohne Erfolg. Er beginnt eine Profikarriere als Boxer mit dem Ziel, so berühmt zu werden, daß sein Name in den Zeitungen kommt, so Leah zu zeigen, daß er überlebt hat und sie ihn finden kann…..

Die Zeichnungen

Reinhard Kleist hat diese Geschichte in strengen, fast holzschnittartigen Schwarz – Weiß – Zeichnungen gestaltet, die in ihrer fast grobschlächtigen, aber dennoch sehr ausdrucksstarken Gestaltung sehr gut zum düsteren Inhalt dieser Graphic Novel passen. Hertzko ist nicht unbedingt ein Sympathieträger. Er ist jähzornig und oft aggressiv und er hat einen unbedingten Überlebenswillen, auch wenn er immer wieder schier verzweifelt an die Situationen, in die er getrieben wird. Die Szenen an den Verbrennungsöfen oder seine Mimik, als er gegen einen vollkommen geschwächten Häftling zum Boxkampf antreten muss, der sich angeblich freiwillig gemeldet hat, gehen unter die Haut. Aber auch nach seiner Befreiung bleibt er ein von immer wiederkehrenden Alpträumen geplagter Mensch, der sich auch seiner Familie nicht öffnen kann und seine Kinder schlägt. All das bringen die Bilder, oft ganz ohne Worte zum Ausdruck.

Meine Meinung

Ich finde zunehmend Geschmack an der Art, wie Graphic Novels mir bewegende, spannende, oft auch reale Geschichten erzählen und wie sie dies auf ganz unterschiedliche künstlerische Art und Weise tun. . Mir kommt es immer ein wenig so vor, als wenn ich mir einen Film anschaue, wenn ich einen Comic in die Hand nehme: Es wird mir auf zwei Ebenen etwas erzählt, das sich dann zu einem Ganzen zusammenfügt.

Dies war nun meine erste Geschichte mit durchgehend schwarz-weißen Bildern und zunächst hat mich das abgeschreckt. Mir erschienen sie grob und sehr düster. Aber je mehr ich mich in das Buch vertiefte, desto besser erkannte ich, wie differenziert und ausdrucksstark die Illustrationen sind – das hatte ich auf den ersten Blick nicht so wahrgenommen

Am Ende des Buches gibt es ein ausführliches Nachwort, das einen bisher von der historischen Forschung vernachlässigten Aspekt des Lagerlebens in Konzentrationslagern erläutert: Das sportliche Leben. Es gab viele Männer wie Hertzko, die gezwungen wurden, zur Belustigung der Wachleute um ihr Leben zu boxen. Es werden einige Biographien solcher Männer erzählt, deren Leben man rekonstruieren konnte. Ergänzt wird dieses Nachwort neben einigen Fotografien um einen Abschnitt über den Einfluss der Mafia auf den Boxsport in Amerika und über den Boxsport in den Lagern für Displaced Persons.

Fazit: Nach anfänglichen Vorbehalten hat mich diese Graphic Novel wirklich gepackt und auch nach dem Beenden der Lektüre noch beschäftigt. Auch Jugendliche ab ca 14 – 15 Jahren können sich mit ihr an ein schwieriges Kapitel deutscher Geschichte annähern.

Wenn Sie das Buch selbst lesen wollen, können Sie es bei den beiden Vaihinger Buchhandlungen buch+musik oder Vaihinger Buchladen bestellen. Die Links führen direkt in die jeweiligen Webshops.

Einen Eindruck von den Illustrationen verschafft Ihnen diese Leseprobe

Ein kurzer Beitrag aus dem arte – Journal zeigt, wie sich Richard Kleist dem Thema genähert hat (Video, 3:14 Min.)

Eine ausführliche Kritik finden Sie auf KinderundJugendmedien.de