In der Biblioteca Malastestiana zu Cesena (2)
Direkt gegenüber der imposanten Holztür zum Lesesaal der Biblioteca Malastestiana liegt ein Raum, der so aussieht wie ich mir die Bibliothek eigentlich vorgestellt hatte. In dieser Biblioteca Piana sind weitere Handschriften und Choralbücher zu sehen. Sie stammen ursprünglich aus der Privatbibliothek von Papst Pius VII, der sie zwar dem Benedektinerkloster in Cesena überlassen hatte, jedoch mit der Auflage, sie öffentlich zugänglich zu halten und unter der Bedingung, daß sie Eigentum der Familie blieben. Trotzdem kamen die wertvollen Schriften in die Biblioteca, nachdem das Kloster im 19. Jahrhundert geschlossen worden war. Dies geschah gegen den Willen der Familie, die sich jedoch nach längeren Streitigkeiten 1941 entschloß, die Bestände endgültig der Biblioteca Malastetiana zu überlassen.
Mir haben besonders die Chorbücher gefallen, wunderschön illustrierte, sehr große Bände. Groß deshalb, damit der Chor der Mönche auch aus größere Entfernung die Noten noch erkennen konnte. Die Weiterentwickling des Notensystems für mehrere Stimmen am Anfang des 14. Jahrhunderts wird übrigens auch einem Italiener, Marchetus de Padua, zugeschrieben.
Aber auch das kleinste gedruckte, ohne Lupe lesbare Buch der Welt und ein Buch, in dem der Text in mehreren Sprachen (lateinisch, griechisch, hebräisch und arabisch) haben mich fasziniert.
So war dieser Besuch ein ganz besonderes Erlebnis für mich, der die vielen, in den Tagen zuvor aufgenommenen Kunsteindrücke wunderbar bereichert hat.
Text und Bilder: Susanne Martin