Gastrezension: „Abschiedskuss“ von Amanda Hellberg
Beginnen möchte ich diesen Tipp mal mit einem Zitat auf der zweiten Seite des Buchs: „Plötzliche Todesfälle, erotische Spannung und eine okkulte Gabe. Dunkel und geheimnisvoll!“, so Amalia. Nun, Okkultismus, ja, davon konnte ich ansatzweise lesen. Die Todesfälle werden wohl eher Barbara Cartland-Fans als plötzlich bezeichnen, aber die werden wiederum mehr Erotik gewohnt sein als in Amanda Hellbergs Abschiedskuss zu finden ist.
Warum so ein Buch, frage ich mich? Wenn sich die Autorin schon nicht entscheiden kann, einen Mädchenroman oder einen Krimi zu schreiben, kommt genauso das dabei raus. Als Leser wusste ich nie, was ich da nun grade lese. Und auch der Verlag stochert folglich im Nebel zwischen „Roman“ und „Spitzenspannung“ (letzteres sinnigerweise auf der Rückseite, die die Autorin im Elfenkleid im Winter sitzend zeigt…). Zumal Hellberg in meinen Augen zumindest hier nicht die sprachlichen Mittel hat, um den Leser bei der Stange zu halten. Verliert sich stattdessen wortreich in Details, die ohne Relevanz für die Handlung sind und keine Rückschlüsse auf die Personen erlauben und einfach nur überflüssig sind.
Um was geht´s beim Abschiedskuss? Die junge Maja Gra reist nach England, um in Oxford zu studieren und um in Brighton mehr über ihre tote Mutter zu erfahren. Sie bewegt sich fortan zwischen merkwürdigen Kommilitonen und merkwürdigen Inspektoren. Weil sie etwas okkulter, etwas anders eben veranlagt ist als die anderen, klappt´s im Studium trotz mangelndem Eifer recht leidlich und nebenbei auch noch mit den Hintergründen, die zum Tod ihrer Mutter führten.
Also, muss man definitiv nicht gelesen haben. Greifen wir noch mal die zweite Seite des Buchs auf: Wenn, wie dort zu lesen ist, Hellberg als „nächste große skandinavische Krimiautorin gefeiert“ wird, dann fürchte ich, das mit „Dunkel und geheimnisvoll!“ Schwedens Zukunft als Heimat großartiger Krimiautoren gemeint ist. Dann möchte ich mal Larsson und Marklund, Nesser und Adler-Olsen ganz dringend ein gutes Händchen wünschen…
Thomas Wolter
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