Stuttgart liest Arno Geiger (1)
5 Tage war Arno Geiger hier in Stuttgart und absolvierte ein wahres Mammutprogramm: 2 – 3 Veranstaltungen pro Tag zu den unterschiedlichsten Themen. Es hat sich gezeigt, daß die Wahl des Romans „Unter der Drachenwand“ ideal war für ein Lesefestival wie Stuttgart liest ein Buch, denn wenige Bücher haben so viele Themen, die in Lesungen, Diskussionsabenden und sogar einem Spaziergang aufgefächert werden können.
Ich hatte das Glück, im Rahmen meiner Tätigkeit für das Stuttgarter Schriftstellerhaus bei einigen Veranstaltungen dabei sein zu können und so auch Arno Geiger ein klein wenig näher kennenzulernen. Ich erlebte ihn als freundlichen, sehr zugewandten, sensiblen Menschen, der sich freute, daß sein Buch so breit gelesen wird in Stuttgart. Schon die Eröffnung im Hospitalhof sprengte alle Erwartungen: Weit über 800 Zuhörer*innen kamen, alle Plätze im Paul-Lechler-Saal waren belegt. Die Rückmeldungen die ichvon ehemaligen Kund*innen, Freund*innen und Bekannten bekam, waren durchweg begeistert – da ich mit einigen Schülerinnen den Ausschank für den anschließenden Empfang vorbereiten musste, konnte ich leider nicht mit im Saal sein.
- Jan Snela (l.), Arno Geiger (m.) und Torsten Hoffman (r.)n © Stuttgarter Schriftstellerhaus
- Arno Geiger © Stuttgarter Schriftstellerhaus
- Jan Snela und Arno Geiger © Stuttgarter Schriftstellerhaus
Dafür erlebte ich den Abend im Literaturhaus Stuttgart mit, bei dem Arno Geiger mit dem Stuttgarter Autor Jan Snela, moderiert von Torsten Hoffmann, über seinen Roman als Liebesroman sprach. Wie der Krieg in’s private einbricht und alle sozialen Beziehungen beeinflusst, darüber wollte er schreiben und ein Liebesroman, als den er „Unter der Drachenwand“ auch bezeichnet ist für ihn die radikalste Form eines Antikriegsromans. Jan Snela gefiel besonders gut, daß die Liebe in diesem Roman kein Geschmacksverstärker ist und Arno Geiger bestätigte, sie sei eine wehrmachtszersetzende Kraft.
Auch für zwei Veranstaltungen mit Schüler*innen stand der Autor zur Verfügung, die ganz gegensätzlich waren: Im Evangelischen Heidehof Gymnasium lauschten 300 Schüler*innen einem Gespräch, das 2 Schülerinnen und 2 Schüler der Oberstufe vorbereitet hatten und moderierten. Neben Fragen über seine Arbeitsweise, die Vorbereitungen zum Roman und seine Recherchen las Geiger auch 2 Ausschnitte aus seinem Roman. Ich war beeindruckt, wie gut er auf die Schüler*innen einging und sich Zeit für ihre Fragen nahm. Vielleicht liegt es daran, daß er aus einem Lehrerhaushalt stammt.

Originalbriefe, die Stuttgarter Kinder aus dem Lager Grafeneck an den Stuttgarter OB schrieben, um sich für ihre Weihnachtspakete zu bedanken, waren Teil eines vorbereitenden Workshops im Stadtarchiv © Stuttgarter Schriftstellerhaus
In ganz kleinem Kreis fand die zweite Veranstaltung für Schüler*innen statt: Das Stadtarchiv Stuttgart hatte sich mit einer kleinen Gruppe Jugendlicher zweimal getroffen: Beim ersten Mal wurden im Archiv originale Briefe von Stuttgarter Kindern gesichtet, die diese aus Lagern der Kinderlandverschickung geschrieben hatten, beim zweiten Treffen entwickelten die Teilnehmer*innen dann einen eigenen Text. Dieser konnte, wenn gewünscht, dann beim Treffen mit Arno Geiger vorgelesen werden. Die 4 Mädchen und 3 Jungen löcherten ihren Gast jedoch zuerst mit klugen und interessanten Fragen über seine Recherchen, sein Schreiben, das Leben als Autor und vieles mehr. Die Zeit verging wie im Fluge und so blieb am Ende nur noch für einen Text, der jedoch in seiner Qualität alle Zuhörenden beeindruckte.
Die Verlinkungen führen jeweils zu den ausführlicheren Berichten auf der Seite des Stuttgarter Schriftstellerhauses