Schlendern durch Tübingen
Das ging lange nicht mehr und deshalb haben wir es ganz besonders genossen: Ein fast normaler Stadtbummel. Gelandet sind wir, spontan und ungeplant, inTübingen, der Stadt in der ich 8 Jahre meiner Kindheit und Jugend verbracht habe. Nach einer schönen Wanderung im Schönbuch machten wir auf der Rückfahrt dort Station mit dem Gedanken, ein Eis zu essen und dann nach Hause zu fahren.
Eine Eisdiele war schnell gefunden, die Schlange davor bewegte sich rasch vorwärts und das Eis am Nonnenmarkt, auf einem steinernen Buch sitzend zu schlotzen, war einfach schön.
Das warme frühsommerliche Wetter lud ein, dann doch noch ein wenig durch die Gassen zu bummeln und wir folgten alten Kindheitspfaden auf inzwischen gepflasteren Strassen, durch die sich auch (fast) kein Verkehr mehr quält. Unser besonderes Augenmerk gilt natürlich immer auch der Buchhandelslandschaft: Manche Buchhandlung gibt es nicht mehr oder sie ist an neuem Standort zu finden. Im alten Osianderhaus hat eine Discounthalle Paltz gefunden, die Buchhandlung hat gegenüber dem dort schon länger angesiedelten OsianderKids eine neue Heimat gefunden. Da es Feiertag war, konnten wir nicht reinschauen, aber was wir im Schaufenster sahen, war ansprechend.
Die Buchhandlung, in der ich fast meine Lehre gemacht habe, die Buchhandlung Gastl, ist mittlerweile am Lustnauer Tor zu finden und im Nebengebäude weist nur noch ein alter Schriftzug darauf hin, daß dort viele Jahrzehnte die seit 2004 geschlossene Buchhandlung Pietzker beheimatet war.
Und auch Hölderlin, dessen 250. Geburtstagsfeierlichkeiten größtenteils Corona zum Opfer fielen, war noch präsent – allerdings nicht an den Schaufensterscheiben der Buchhandlungen.
Ein schöner Ausflug, der uns zum ersten Mal seit Monaten wieder ein Gefühl der Normalität vermittelte – trotz allgegenwärtiger Masken, Corona – Hinweisschilder und dem Test-Zelt am Marktplatz.
© Text und Bilder: Susanne Martin