Diesen Krimi las ich für meine Jury-Arbeit der Stuttgarter Kriminächte. Den Autor kannte ich noch nicht und ich war gespannt auf den Roman, der mir von der Jurykollegin Barbara Scholz, deren Rezensionen Sie hier auch immer wieder lesen können, sehr ans Herz gelegt worden war.
Ich greife wieder einmal auf die Inhaltsangabe des Verlages zurück:
„Der Hamburger Restaurantbetreiber Schorsch Köster bekommt einen Anruf. Sein Bruder Michael wurde tot auf einem Autobahnrastplatz gefunden, erschlagen und vollständig ausgeraubt. Von dem Täter fehlt jede Spur. Schorsch begibt sich auf Spurensuche und muss erkennen, kaum etwas von Michael und dessen Leben gewusst zu haben. Und was hat Michaels Tod mit einer verschwundenen Fünfzehnjährigen zu tun, die von Zuhause ausgerissen ist? Seine Recherchen führen Schorsch von Hamburg über Köln ins Rotlichtmilieu von Amsterdam. Mitten hinein in die Abgründe von Familiengeschichten, auch die der eigenen.“ (© Culturbooks)
„Ein Toter auf einem Autobahnrastplatz, eine verschwundene Fünfzehnjährige, korrupte Polizisten – und mittendrin ein Mann, der wissen will, warum sein Bruder sterben musste. Zehn Jahre nach seinem letzten Roman zeigt sich der zweifache Gewinner des Deutschen Krimi Preises auf der Höhe seines Könnens. Ein rasantes Roadmovie zwischen Hamburg, Köln und Amsterdam.“ Das steht auch noch auf der Rückseite des Buches und fasst gut zusammen, was die Leser*innen erwartet.
Dieser Krimi hat mich beeindruckt, obwohl es mir zu Beginn nicht ganz leicht fiel, in ihn reinzukommen. Das liegt an der literarischen Konstruktion: Er ist zwar klassisch in Kapitel eingeteilt, wechselt jedoch innerhalb der Kapitel immer wieder Zeit und Ort, dazu kommt ein umfangreiches Personentableau, das teilweise zu Beginn in keiner Beziehung zueinander zu stehen scheint. Das machte es für mich zu Beginn etwas mühsam, bis ich die ersten Puzzleteile zusammensetzen konnte, dann wurde es jedoch immer spannender. Frank Göhre gelingt es, auf nur 158 Seiten nicht nur mehrere Verbrechen unterzubringen und miteinander zu verknüpfen, sondern auch Familiendramen und gesellschaftliche Milieus kurz und knapp zu skizzieren. Die Atmosphäre ist düster und seine Hauptpersonen sind nicht unbedingt sympathisch, aber die Charaktere sind glaubwürdig und handeln konsequent. Mir haben diese komprimierte Form und die Sprache sehr gut gefallen. Ich würde sie nicht unbedingt „sprachgewaltig“ nennen, wie es auf der Rückseite des Buches in einer Meinung zu lesen ist, aber sie passt perfekt zu Form und Atmosphäre. Man merkt auch, daß Frank Göhre schon Drehbücher geschrieben hat, denn beim Lesen enstehen Bilder im Kopf, fast wie in einem schnell geschnittenen Film.
Fazit: In toller Krimi, hart, eher düster und abseits des Mainstreams – absolute Leseempfehlung!
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