Dieses Buch wurde mir vom Kröner Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt – herzlichen Dank dafür!

Es ist ein ganz besonderes Buch: Nicht nur weil es in seinem blauen Leineneinband mit gelbem Lesebändchen und in etwas größerem Format sehr schön gestaltet ist, sondern auch, weil es sich in kein Raster stecken lässt – müsste ich es in meiner Buchhandlung einer Warengrupe zuordnen, fiele mir das schwer: Zwar ist es biographisch, gleichzeitig aber auch voller Texte, die über das biographische hinausgehen. Deshalb weiche ich hier auch von meinem üblichen Rezensionsschema (Inhalt / Meinung) ab.

Auf der Website der Autorin Tina Stroheker ist über das Buch zu lesen:

„Die poetische Biografie einer mutigen und ungewöhnlichen Tschechin:

Mut und Liebe, diese beiden prägten ihr Leben: 2015 lernte Tina Stroheker die tschechische Germanistin Hana Jüptnerová kennen. Hana, in Vrchlabí/Hohenelbe im Riesengebirge lebend, war Deutschlehrerin, Übersetzerin, Dissidentin mit Kontakt zu Václav Havel. 1982 ließ sie sich taufen, in der kommunistischen Tschechoslowakei ein mutiger Schritt. Nach der Wende lag ihr die Versöhnung zwischen Tschechen und Deutschen am Herzen. Hana hatte zwei Söhne und war Pflegemutter dreier Roma-Mädchen aus einem Heim.“

Poetisch trifft es gut. Nach dem Tod von Hana Jüpternová wollte die Familie Fotos aus ihrem Leben zeigen und bat Tina Stroheker, eine Auswahl zusammenzustellen. Und einige Monate später entschloss sich die Autorion, ein Album mit Bildern anzulegen und Texte dazu zu schreiben. Ihr Ziel: Keine Biographie, sondern ein poetisches Porträt. Und so sind in diesem Album 67 Fotografien versammelt, die Hana Jüpternová entweder selbst aufgenommen hat (sie pflegte an ihre Mails Fotos anzuhängen) oder die sie in unterschiedlichen Phasen ihres Lebens zeigen. So entsteht das vielschichtige Bild einer Frau, aber auch einer Landschaft, ihrer Familie, ihrer Heimat und ihres politischen Engagegements. Einige dieser Bilder zeigen sie in ihren letzen Lebenswochen, die geprägt waren von einer schweren Krebserkrankung, und in denen ich trotzdem die Herzenswärme, den Humor und die Offenheit dieser Frau erkennen konnte. Mich haben aber auch andere Bilder angesprochen, ein Blick auf den gedeckten Frühstückstisch, der Blick auf eine Baude im Riesengebirge oder die Elbe als kleines Gebirgsflüsschen. Zu den Bildern hat Tina Stroheker einfühlsame Texte geschrieben, die von Hana erzählen, die aber auch Gedanken und Reflexionen über das, was sich in diesen Bildern ausdrücken könnte. „Es ist natürlich mein Album geworden im Sinne eines Satzes von Lars Brandt: Einzelne Menschen schreiben über einzelne Menschen.“schreibt sie in ihrer Einführung zum ersten Bild.

Das Buch hat mich immer wieder sehr berührt, das Lächeln von Hana Jüptnerová, mal spitzbübisch, mal offen und freundlich, zeigte mir eine Frau, die ich gerne kennengelernt hätte. Die Landschaftbilder aus dem Riesengebirge erinnerten mich an eine Reise in den polnischen Teil des Riesengeirges mit meiner Familie zu den Stätten der Kindheit meiner Mutter. Und wieder einmal merkte ich: Wir wissen viel zu wenig über unsere östlichen Nachbarn. Es ist ein spezielles Buch, das ich nicht mal so eben weggelesen habe, sondern das auf unserem Wohnzimmertisch lag und in das ich immer wieder einmal hineingeschaut habe, die Bilder betrachtete und auf mich wirken ließ.

Würde ich gefragt, wem ich das Buch empfehlen soll, wüsste ich nicht auf Anhieb eine Antwort – der normale Mechanismus „wem das gefallen hat, gefällt auch das“ greift hier nicht. Dieses Buch will entdeckt werden auf Empfehlungstischen, in Gesprächen oder vielleicht auch durch Rezensionen wie diese. Ich wünsche ihm jedenfalls viele Leser:innen wie mich, die es für sich entdecken und wertschätzen!

Sie können sich in dieser Leseprobe einen Eindruck von Text und Bildern machen

Und wenn Sie Lust auf das Buch bekommen haben, können Sie es in den beiden Vaihinger Buchhandlungen buch+musik oder Vaihinger Buchladen bestellen