Eine historischer Kriminalroman um eine Abteilung weiblicher Kriminalpolizistinnen im Hamburg der 20er Jahre – das interessierte mich. Ich bedanke mich beim Rowohlt Verlag, der mir ein kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte.
Der Verlag beschreibt den Inhalt wie folgt:
„Hamburg, 1928: Seit einem Jahr gibt es im Hamburger Stadthaus eine weibliche Kriminalpolizei unter Leitung der resoluten Josefine Erkens. Auch die freiheitsliebende Paula heuert dort an. Als eine Tänzerin ermordet und obszön entstellt wird, gelingt es Erkens, Paula und eine weitere Kommissarin in der bisher rein männlich besetzten Mordkommission unterzubringen. Angeführt wird diese Ermittlungsgruppe von Martin Broder, der gezeichnet ist von den Gräueln des Großen Krieges und der sich schwertut mit den «unfähigen Weibern». Doch die Frauen arbeiten mit präziser Logik und kühlem Witz. Zunächst führen ihre Ermittlungen ins Rotlichtmilieu, als aber ein weiteres Opfer aufgefunden wird, keimt in Paula ein ungeheuerlicher Verdacht auf … “ (© Rowohlt Verlag)
Diesen Krimi habe ich gerne gelesen – nicht nur weil er wirklich spannend war, sondern vor allem wegen seines historischen Hintergrunds. Helga Glaesener fängt die Stimmung der 20er Jahre gut ein, in der es erstaunlich selbstbewusste Frauen gab – Paula ist eine davon. Sie ist eine reiche Fabrikantentochter, deren Vater überhaupt nicht begeistert vom Engagement seiner Tochter ist. Mehr zufällig gerät sie in die Mordermittlungen um eine grausam ermordete Tänzerin, aber sie ist eine aufmerksame Beobachterin und das überzeugt im Laufe der Handlung auch ihren Kollegen Martin Broder, der die Ermittlungen leitet. Die Zusammenarbeit innerhalb der Mordermittlungen gestaltet sich für Paula nicht einfach, immer wieder gerät sie in Loyalitätskonflikte zwischen ihren Kolleginnen der WKP und Broder als leitendem Ermittler. Und auch das Verhältnis zu ihren Eltern wird immer schwieriger und weil sie ihren Job nicht aufgeben will kommt es zum Bruch. Wie Helga Glaesener das alles beschreibt hat mir gut gefallen.
Während Paula und Broder fiktive Figuren sind, ist die Leiterin der weiblichen Kriminalpolizei, Josephine Erkens eine historische Figur, die sehr erfolgreich war. Sie war zuvor in Köln, das Projekt der Weiblichen Kriminalpolizei dort wurde jedoch aus Kostengründen eingestellt und sie ging dann nach Hamburg. Ein wenig erinnerten mich Stimmung und Setting an Volker Kutschers Romane, auch wenn der Kriminalroman hier sprachlich nicht mithalten kann und lange nicht so tiefgründig ist wie die Romane um den Ermittler Gereon Rath. Aber diese Zeit aus der weiblichen Perspektive zu schildern fand ich spannend und vielleicht wird es Folgebände geben, die sich dann auch mit der weiteren Entwicklung der weiblichen Kriminalpolizei beschäftigen – diese böte auf jeden Fall Potential!
Fazit: Ein sprachlich eher schlichter Kriminalroman, der mich jedoch durch die Schilderungen des historischen Hintergrunds und eine überraschende Auflösung trotzdem überzeugt hat.
Hier können Sie einen Blick ins Buch werfen
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