Wieder ein dünnes Buch mit viel Inhalt!
Aus der Perspektive eines 7 jährigen Mädchens erzählt Laura Alcoba von ihrer Kindheit im Argentinien der 70er Jahre, als das Land vom Militär beherrscht wurde und es an der Tagesordnung war, daß Menschen, die politisch anders dachten, verfolgt wurden. Auch Lauras Eltern haben sich einer bewaffneten Untergrundorganisation, den Montoneros angeschlossen. Ihr Vater sitzt im Gefängnis und ihre Mutter muss untertauchen. Sie finden Unterschlupf in einem heruntergekommenen Haus am Stadtramd von La Plata, in dem ein Ingenieur ein raffiniertes Versteck baut, in dem sich die Druckerpresse verbirgt, auf der die revolutionäre Zeitung gedruckt wird, die die Zelle herausgibt. Getarnt wird das Ganze durch eine Kaninchenzucht, die verbergen soll, warum so viel Bewegung in und um das Haus ist.
Laura kann nicht mehr zur Schule gehen, das ist zu gefährlich, denn ihre Mutter wird gesucht. Nur einmal besucht sie gemeinsam mit ihren Großeltern ihren Vater im Gefängnis, aber der Besuch wird kein Erfolg – die massive Präsenz der bewaffneten Gefängniswärter kann Laura kaum ertragen. Sie freundet sich mit einer Nachbarin an, aber unbefangene Freundschaften sind eigentlich gar nicht möglich, denn sie weiß, daß sie auf gar keinen Fall sprechen darf über das, was in dem Haus passiert. Zwar kann sie für kurze Zeit noch einmal in eine Nonnenschule gehen, aber damit ist es vorbei, als einer der Untergrundkämpfer bemerkt, daß in der Jacke, die Laura in der Schule trägt, der richtige Familienname steht. So verbringt sie ihre Tage meist mit Diana, der schwangeren Frau eines der Untergrundkämpfer. Bis ihre Mutter dem Druck nicht mehr standhält und mit Laura aus Argentinien ausreist.
Auf knapp 120 Seiten erzählt die Autorin von einer Kindheit, die beherrscht ist von Angst und Druck, das wichtigste ist, daß Laura nichts verrät: "Ich habe verstanden und werde gehorchen. Ich werde nichts sagen. Selbst wenn man mir weh tut. Selbst wenn man mir den Arm umdreht oder mich mit einem Bügeleisen verbrennt. Selbst wenn man mir kleine Nägel ins Knie schlägt. Ich habe verstanden, wie wichtig es ist, zu schweigen." Sie stellt ihrer Erzählung einen kleinen Prolog voran, gerichtet an Diana, dem man entnehmen kann, daß eine Reise mit ihrer Tochter nach Argentinien bewirkte, daß sie ihr Schweigen brechen konnte. Denn Diana ist tot – kurz nach der Flucht von Laura und ihrer Mutter, wurde das Kaninchenhaus vom Militär angegriffen und zerstört und alle Menschen, die sich darin aufhielten wurden getötet. Nur das Baby von Diana, Clara, wurde nicht gefunden und Laura ist sich ganz sicher, daß sie irgendwo noch leben muss.
Eine bewegende Lektüre, die mich lange nicht losgelassen hat!
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