Kino im Kopf – und auf der Leinwand! (Teil 1)
Seit einiger Zeit gibt es neben Büchern und Hörbüchern (und jeder Menge schönem „Schnickschnack“) auch DVDs bei uns in der Schiller Buchhandlung. Viele Buchliebhaber sind ja entschiedene Gegner von Filmen und insbesondere von Literaturverfilmungen – und mal ganz ehrlich, viele Literaturverfilmungen sind auch wirklich nicht empfehlenswert.
Einige Filme haben es aber dennoch geschafft, das zugrunde liegende Buch hervorragend umzusetzen – und es gibt auch durchaus einige Filme ohne Literaturvorlage, die sehenswert sind, einfach weil sie eine tolle Geschichte auf eine besondere Weise erzählen. Und da ich ein großer Geschichtenfan bin, lese ich eben nicht nur gern Bücher, sondern schaue auch gern Filme, solange sie mich mit Geschichten bereichern. Welche Filme das sind? Hier eine kleine, sehr persönliche Auswahl.
Zuallererst will und muss ich „Wer die Nachtigall stört“ nennen, denn beides – Buch und Film – ist einfach fantastisch! Außerdem ist es auch das Buch der Bücher von Frau Martin und wenn wir je einen Film der Filme benennen müssten, würden wir wohl beide diesen wählen.
Harper Lee schrieb den Roman 1960, bekam 1961 den Pulitzerpreis dafür. Die Geschichte spielt in den 1930er Jahren in den Südstaaten der USA und wird von Jean Louise, genannt Scout, erzählt. Sie lebt mit ihrem Bruder Jem beim Vater, Atticus Fink, der Abgeordneter und Anwalt ist.
Jem und Scout versuchen, zusammen mit ihrem Cousin Dill, die Spukgestalt des Ortes, den zurückgezogen lebenden Arthur Boo Radley aus seinem Haus zu locken. Währenddessen versucht ihr Vater, die Unschuld eines jungen Schwarzen zu beweisen, der angeklagt ist, eine junge weiße Frau vergewaltigt zu haben.
Die Autorin hat es meisterlich geschafft, die überhitzte Atmosphäre dieses Sommers zu beschreiben und ihre Hauptfiguren lebendig werden zu lassen. 1962 wurde der Roman verfilmt, mit Gregory Peck in der Rolle des Atticus Fink, und der Film schafft es tatsächlich, die Stimmung und das Thema des Buches wiederzugeben und den Zuschauer mitzunehmen in diese 1930er Jahre, in denen Rassismus noch ganz alltäglich war und das Erwachsenwerden für Jem und Scout, trotz ihres klugen und liebevollen Vaters, keine leichte Aufgabe ist.
Eine weitere ganz wunderbare Verfilmung eines Klassikers ist „Emma“ von Jane Austen, mit Gwyneth Paltrow in der Hauptrolle. Ich gebe zu, dass ich das Buch nie ganz gelesen habe. Immer mal wieder habe ich es in die Hand genommen, angefangen, darin herumgestöbert und es schließlich doch zu Seite gelegt – ich komme mit dieser sehr altertümlichen Art, Romane zu schreiben, einfach nicht zurecht. Der Film jedoch hat mich schon beim ersten Mal begeistert und mittlerweile habe ich ihn bestimmt schon 15mal gesehen. Was vielleicht daran liegen mag, dass Gwyneth Paltrows Emma mir viel sympathischer ist als die Figurvorlage aus dem Roman…
Sehr zu empfehlen – obwohl nicht im klassischen Sinne eine Literaturverfilmung – sind die „Sherlock“-Filme, die die BBC seit 2010 produziert. Die erste Staffel gibt es in Deutschland auf DVD, im Sommer liefen die drei 90-Minuten-Filme im ZDF. Die Vorlage ist offensichtlich: „Sherlock Holmes“ von Arthur Conan Doyle, Bücher, zu denen man immer wieder greifen kann, wie ich finde (und, wenn man die Sprache beherrscht, die auch im Original sehr gut zu lesen sind). Die BBC hat jedoch keine Kostümfilme produziert, sondern Sherlock Holmes in die Gegenwart geholt, wo er mit iPad, Smartphone und überragendem Scharfsinn auf Verbrecherjagd geht und seine Mitmenschen immer wieder vor den Kopf stößt mit seinen unsensiblen Äußerungen. Außerdem gibt es jede Menge kleine Anspielungen auf die Bücher. Für den Zuschauer ein großartiger Spaß!
Und wo wir gerade so schön bei den Klassikern sind: Unbedingt sehenswert sind die Shakespeare-Verfilmungen von und mit Kenneth Branagh. Sei es die zum Niederknien komische Umsetzung von „Viel Lärm um nichts“, die packende Aufbereitung von „Henry V“ oder der großartige „Hamlet“ – wer Shakespeare liebt, kommt hier absolut auf seine Kosten.
Kati Fräntzel