„Der tiefste Punkt“. Lesung mit Judith Gridl im Rahmen der 16. Stuttgarter Kriminächte
Nachdem wir mit Petra Hartlieb in die österreichische Freunderlwirtschaft eingetaucht waren, ging es am Abend darauf hoch hinaus: Der Thriller „Der tiefste Punkt“ der Journalistin Judith Gridl spielt an der Ostseeküste, in Kenia und auf der internationalen Raumstation ISS. Passend dazu war die Location für die Lesung gewählt: Die Kriminächte waren zu Gast im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt Stuttgart auf dem Unicampus Stuttgart-Vaihingen.
Und noch etwas war besonders an diesem Abend: Gespräch und Lesung wurden von Prof. Stephan Ferdinand und der Master-Stundentin Stella Schmid moderiert und für den Podcast SPRICH:STUTTGART aufgezeichnet. Der Podcast ist Teil des Qualifikationsprogrammes Moderation der Hochschule der Medien HDM.
Der Hörsaal des DLR war proppenvoll und die Zuhörer:innen folgten knapp 2 Stunden konzentriert dem Gespräch. Der Thriller wurde in diesen Monaten bestürzend aktuell: In der Ostsee verunglückt ein Schiff mit 24 Hochzeitsgästen an Bord, alle Passagiere verlieren ihr Leben. Schnell wird klar, dass das mehr als ein Unglück war. „Die Ostsee ist die nasse Flanke der Nato“ sagt Judith Gridl und aus dem Unglück folgert ihr Ermittlerduo schnell, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen ist.
Interessant ist, dass die Autorin ihren Roman bereits vor Ausbruch des Ukrainekrieges begonnen hat. Ihre Neugier wurde geweckt durch Berichte, die schon 2020 darauf hinwiesen, dass sich in der Ostsee viele Nationen tummeln, die einander nicht unbedingt grün sind: Unter anderem Russland, China, Amerika. Aber auch das Weltall ist umkämpft – Satelliten verschiedener Nationen beobachten, steuern unsere Kommunikation, sorgen für präzise Wettervorhersagen und sind, wie wir gerade erst lernen durften, auch für die moderne Kriegsführung enorm wichtig. Dass Sabotage als Teil der hybriden Kriegsführung in diesen sensiblen Bereichen immer wichtiger wird, liegt auf der Hand.
Ganz ursprünglich wollte Judith Gridl einen Roman darüber schreiben, was es mit einem kleinen Dorf macht, wenn auf einmal so viele Menschen gleichzeitig sterben. Wie daraus dann ein Thriller über Satellitenspionage, unseren Umgang mit der Umwelt, die Möglichkeiten der Technik, die in falschen Händen gefährlich werden können, wurde, das weiß sie eigentlich selbst nicht mehr so recht. Sicher ist sie sich jedoch, dass sie ihren nächsten Thriller geordneter schreiben will – es ist nicht nur wichtig, die Zahl der Sonnenaufgänge im Blick zu haben, wenn das Buch in 8 Tage eingeteilt ist, sondern auch, die verschiedenen Handlungsfäden beieinander zu behalten und zu Ende zu bringen. Recherchiert hat sie vor allem mit Hilfe von Webcams, die das Leben auf der ISS, aber auch das einer Elefantenherde in Kenia zeigen, die im Buch eine wichtige Rolle spielt.
Eingestreut in das Gespräch waren Leseabschnitte, die mir sofort Lust auf mehr machten. Und so blieb mir wieder einmal nichts anderes übrig, als – wie viele andere auch – am Büchertisch zuzugreifen.
Lesung und Gespräch können Sie hier nachhören.