50 Jahre Mondlandung
Keine sehr originelle Überschrift, ich weiß, aber eine bessere ist mir nicht eingefallen.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht – für mich war die Mondlandung ein großes Abenteuer, bei dem ich mitfieberte. Geweckt wurde mein Interesse von dem Mathematiklehrer, der uns damals am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien von den 3 Apollo 8 Astronauten erzählte, die zum Mond rasten und davon, daß es passieren könnte, daß sie für immer um den Mond kreisen würden, sollten die Triebwerke ihres Raumschiffs versagen. Das hat mich als damals 10jährige schwer beeindruckt und legte den Grundstein für ein Interesse, das nie ganz erloschen ist.
Ich sammelte alles, was es zu dem Thema gab – damals war das noch nicht so viel. Noch heute stehen in meinem Regal Bücher aus dieser Zeit, in eines habe ich vorne hineingeschrieben: „Von Vati für sehr gut in Latein“. Das Streifenplakat dazu sah ich täglich auf meinem Schulweg an der Eingangstür der Buchhandlung hängen. Überhaupt unterstützte mein Vater Vater die Leidenschaft seiner Tochter großzügig: Nach besagter Apollo 8 Mission brachte er mir eine Ausgabe des Stern mit Bildern mit, 1969 wurde, wie in vielen anderen Familien auch, ein Fernseher angeschafft (wobei bei dieser Anschaffung die im Herbst stattfindenden Bundestagswahlen eine ebenso große Rolle spielten). In jener Nacht, als die beiden Astronauten den Mond betreten sollten, zögerte sich der Ausstieg hinaus und mein Vater, der mir mir vor dem Fernseher ausharrte, schickte mich in’s Bett mit dem Versprechen, mich zu wecken, wenn es soweit wäre. Und er hielt Wort: Nachts um 3 kam er und sagte, jetzt könne ich kommen, jetzt stiegen sie aus. Das werde ich ihm nie vergessen!
Auch die nachfolgenden Missionen verfolgte ich mit Spannung und litt besonders bei Apollo 13 wieder mit. Ein Ordner, der mir jetzt wieder in die Hände fiel zeigt, wie sehr mich das Thema damals beschäftigte und ich die Astronauten bewunderte.
Heute, mit 60, erinnere ich mich wieder an diese Zeit und an die Stimmung die damals herrschte: An die Technikgläubigkeit, an die völlig unkritische Begeisterung. Bei der Lektüre des erst kürzlich erschienenen Buches Apollo 11 von James Donovan reiste ich nicht nur zurück in die Vergangenheit, sondern ordnete während der Lektüre den Weg zum Mond ein in die damalige Zeit. Eine Zeit die bestimmt war vom Kalten Krieg und dem Vietnamkrieg. Auch die Herkunft von Wernher von Braun, dem Raketenkonstrukteur der Saturn V, und die Rolle, die er während des 3. Reiches spielte, wurde totgeschwiegen. Im Weltraum spielte sich ein Prestigewettbewerb ab, es ging gewiss nicht um Forschung, sondern darum, wer die technologisch führende Nation ist. Auch meine damaligen Helden, las ich, waren sehr menschlich. Wahrscheinlich ist eine realistische Betrachtung eines solchen Jahrhundertereignisses erst aus einer gewissen Distanz möglich, vieles, auch aus der russischen Raumfahrt wurde erst nach und nach bekannt.
Trotzdem: Die Mondlandung bleibt für mich ein prägendes Erlebnis. Heute kann ich Astro – Alex und anderen Raumfahrern im Internet folgen, genauso gerne schaue ich jedoch in meine Bücher – in die alten und in die neuen und erinnere mich in diesen Tagen noch einmal intensiv an diese Zeit!
Text und Bilder: Susanne Martin