Viel Zeit im Dezember?
Mein erster Dezember ohne Weihnachtsgeschäft seit 1976 – das war schön und irgendwie auch komisch.
Eigentlich dachte ich, ich habe gaaanz viel Zeit und besorge alle Weihnachtsgeschenke rechtzeitig. Und auch die Weihnachtspost wird dieses Jahr völlig entspannt geschrieben werden. Nun ja. Irgendwie scheint es sich eingebrannt zu haben in mich, daß zur Vorweihnachtszeit einfach Stress gehört und wenn die Buchhandlung mir den nicht verschafft, dann muss ich halt anderweitig dafür sorgen 🙂
Zu Beginn lief das auch ganz gut mit den Geschenken. Die ersten waren schon in London besorgt worden und am ersten Adventssamstag machten wir die beiden Vaihinger Buchhandlungen unsicher und schlenderten über den Weihnachtsmarkt. Wir bekamen alles, was wir uns vorgenommen hatten und genossen diesen entspannten Samstag sehr.
Die neu gewonnene Freiheit ermöglichte es mir auch, an den Dezemberwochenenden wegzufahren! Ein bißchen Arbeit musste sein – unser Tiroler Ferienhaus musste für die ersten Wintergäste vorbereitet werden. Schnittarbeiten im Garten, Liegestühle auf die Bühne, Schlitten runterholen und vor allem zwei Raummeter Holz für Ofen und Kamin in Empfang zu nehmen und zu stapeln stand auf dem Programm. Zum Glück spielte das Wetter mit und es blieb sogar Zeit für einen Spaziergang.
Auf dem Programm des dritten Adventswochenendes stand ein Besuch in Bochum. Neben einem tollen Konzert in dem architektonisch interessanten Anneliese Brost Musikforum erkundeten wir ein Stück Industriekultur und wanderten auf der Halde Hoheward. Neben einem (leider nicht zugänglichen) Horizontobservatorium schauten wir uns auch die Sonnenuhr mit Obelisk an – hätte die Sonne geschienen, wäre das zur genauen Zeitermittlung günstig gewesen.
Etwas besonderes war es für mich, mitten an einem Tag in der letzten Dezemberwoche zu einer Waldweihnacht im Wald bei Oberaichen gehen zu können. Ein liebevoll geschmückter Baum und Weihnachtslieder – da kam doch ein wenig Weihnachtsstimmung auf!
Tja, und plötzlich war da gar nicht mehr so viel Zeit für Weihnachtspost und Geschenke! Und keine Buchhandlung mehr, in der man nach Feierabend noch durchgehen konnte, um Ideen zu sammeln und umzusetzen. Zumindest das sehr vertraute Gefühl des Geschenkestresses blieb mir also nicht erspart, aber keine Sorge – am Schluß blieb niemand ohne und wenn die Weihnachtspost nicht ganz pünktlich ankam, war das für die Empfänger*innen ja nichts neues. Und eine weise Kollegin, die ihre Buchhandlung ein Jahr vor mir geschlossen hat, machte mir Mut: Beim zweiten Mal wird alles besser! Schaun wir mal!
Text und Bilder: Susanne Martin