Die Romane von Rebecca Gablé lese und höre ich immer wieder gerne: Sie sind unterhaltsam, spannend und historisch fundiert. Deshalb habe ich mir auch das neue Hörbuch von ihr gegönnt, wieder ein Roman aus der Waringham Saga. Und, das war mir gar nicht so klar, der erste Teil dieser opulenten Familiensaga. Deren einzelne Teile kann man jedoch getrost auch außerhalb der Reihenfolge hören oder lesen – schließlich sind sie auch nicht in der Chronologie erschienen.
Im Mittelpunkt dieses Teils steht Yvain von Waringahm, der 1193 in die Dienste als Knappe von Prinz John, dem Bruder von Richard Löwenherz, tritt. Wir begleiten nun die wechselvollen Ereignisse aus Yvains Perspektive: Die Versöhnung Johns mit Richard Löwenherz, der ihn als rechtmäßigen Erben einsetzt, die Kriege, die er gegen Frankreich führt, die immer despotischer werdende Herrschaft und das wachsende Misstrauen von John gegenüber seinen Getreuen, das sich schließlich auch auf Yvain erstreckt, die Unterzeichnung der Magna Charta 1215, ein gutes Jahr vor dem Tod des Königs.
Natürlich kommen auch Liebe und Freundschaft nicht zu kurz, ebenso wie Familiendramen, Schlachtengetümmel, Intrigen und Verrat, also alles, was zu einem opulenten historischen Roman gehört!
Auch diesen Roman habe ich mir gerne angehört, auch wenn ich ihn nicht ganz so gut wie frühere Romane von Rebecca Gablé fand. Etwas zu makellos war mir der Held Yvain, die historischen Umstände waren mehr als kompliziert. Zudem verliert sich Rebecca Gablé für meinen Geschmack ein wenig zu sehr in historischen Dtails und verliert das Große Ganze dabei manchmal aus den Augen: So verlor ich teilweise den Überblick über das üppige Personentableau und das wechselvolle Hin und Her in den französischen Provinzen. Zum Glück ist jedoch das Hörbuch mit einer Übersicht über die handelnden Personen ausgestattet, was ich als sehr hilfreich empfunden habe. Und welche Provinz in Frankreich jetzt an wen ging, war mir letztendlich dann auch nicht so wichtig.
Bis ungefähr zur Hälfte des Romans plätschert die Handlung ein wenig vor sich hin, bevor sie dann Fahrt aufnimmt – nicht daß ich es langweilig gefunden hätte, aber ich finde, etwas mehr Zug hätte dem Buch gut getan. Die Autorin erspart ihren Leser*innen und Zuhörer*innen auch nicht die brutalen Details der Willkürherrschaft des Königs und auf dem Schlachtfeld. Das gehört natürlich zu einem authentischen Bild der Zeit dazu, aber im Gegensatz zu diesem Realismus erschienen mir die edlen Helden etwas zu ideal gezeichnet.
Detelf Biestedt liest souverän wie immer und gibt den wichtigen Personen ihren eigenen Tonfall. Allerdings empfand ich seine Lesart dieses Mal manchmal als etwas zu pathetisch – hier wäre für mein Hörempfinden an einigen Stellen etwas weniger mehr gewesen.
Fazit: Auch wenn die Geschichte nicht an frühere Romane von Rebecca Gablé heranreicht, hat mich dieses Hörbuch gut unterhalten und ich habe manche Lücke in meinem Geschichtswissen schließen können. Trotz einiger Kritikpunkte hörens- bzw. lesenswert!
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