Die Stuttgarter Kriminächte beschäftigen sowohl mich als auch Barbara Scholz als Jurymitglieder. Und es kommen auch Lektüretipps aus dieser Arbeit, wie dieser Krimi, den Barbara Scholz auf Anregung der Krimiautorin Frauke Buchholz gelesen hat.
Frauke Buchholz, die Autorin des Kriminalromans Frostmond und Gewinnerin des Stuttgarter Krimi-Debütpreises 2021, hat diesen Roman empfohlen. Sie selber habe ihn als Vorbereitung zu ihrem o.g. Kriminalroman gelesen, und er habe sie tief beeindruckt.
Der Roman ist sehr vielschichtig und spielt in verschiedenen Zeitebenen. Es geht um die indigene Gruppe der Mi’gwaq in Kanada, ihre Lebensweise, die hauptsächlich vom Lachsfang geprägt ist, ihre Vertreibung durch die Kolonisation, und es geht um das Wesen des Lachses.
Im Mittelpunkt steht aber die Kriminalhandlung mit der Hauptfigur Oceane. Als sie an ihrem 15. Geburtstag von der Schule nach Hause kommt, muss sie miterleben, wie ihr Dorf von kanadischen Polizisten brutal überfallen wird: die Fischernetze werden beschlagnahmt, der komplette Fischfang wird gestohlen, wer sich wehrt wird geschlagen oder gar verhaftet. Angeblich haben die Mi’gwaq gegen das Lachsfangverbot verstoßen. Am Tag darauf findet der Ranger Laclerc Oceane halbtot in der Nähe des Flusses. Sie wurde mehrfach von Polizisten vergewaltigt, die sie liegen ließen in der Annahme, dass sie tot sei. Mit Hilfe seines Freundes William, ebenfalls ein Mi’gwaq, der aber allein lebt, und der Lehrerin Caroline Seguette wird Oceane ins Leben zurückgeholt. Und Laclerc macht sich daran, die Schuldigen zu suchen.
Die Kriminalgeschichte ist sehr kunstvoll verflochten mit den Kapiteln, die von der Geschichte der Mi’gwaqs erzählen, und mit Schilderungen über das Wesen des Lachses.
Die Kriminalhandlung spielt 1981 und ist ungemein spannend und tief berührend. Und die beiden anderen Erzählstränge bilden auf sehr poetische Weise das Hintergrundwissen, das wir brauchen, um alles wirklich zu verstehen. Taqawan ist übrigens der Mi’gwaqname für den Lachs.
Ich bin Frauke Buchholz sehr dankbar für diese Leseempfehlung, und ich möchte sie an alle weitergeben, die sich für Kanada, seine Geschichte und seine indigene Bevölkerung interessieren und lieber einen spannenden Roman als ein Sachbuch lesen.
Hier können Sie einen Blick ins Buch werfen
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