Dieser Roman erzählt die Geschichte von William Stoner, der 1891 als Sohn eines armen Farmerehepaars in Missouri geboren wird und von seinen Eltern an die Universität geschickt wird, um dort ein Landwirtschaftsstudium zu absolvieren. Nach wenigen Semestern jedoch entdeckt er seine Liebe zur Literatur und ändert seine Studienrichtung. Nach erfolgreichem Abschluß bleibt er über 40 Jahre, bis zu seinem Lebensende, als Dozent an der Universität.

Dies ist nicht nur ein Campusroman, sondern der Roman eines Lebens, da man auch als mißglückt betrachten könnte: Stoner heiratet die falsche Frau, die ihn von seiner Tochter, zu der er ein inniges Verhältnis hat, entfremdet. Er erlebt eine große Liebe, kann sie aber nicht leben und er gerät in die Fänge eines Widersachers in seinem Fachbereich, der ihm das Leben mit raffinierten Intrigen schwer macht. Trotzdem bleibt Stoner immer er selbst, er bewahrt sich in allem, was ihm widerfährt, seine Würde und seinen Charakter.

Bereits 1965 veröffentlicht, war dieser Roman lange Zeit in der Versenkung verschwunden. Ein Glück, daß er 2006 in Amerika wieder aufgelegt wurde und 2013 auch auch auf Deutsch erschien. Die Geschichte von Stoner berührt, man sieht stets vor ihm, was ihm widerfahren wird und verfolgt sein Leben voller Spannung. Dabei findet John Williams eine feine Balance: Obwohl man seiner Hauptfigur sehr nahe kommt, bleibt immer ein Rest von Distanz. Im Gegensatz zu vielen modernen Romanen verzichtet Williams darauf, alles bis ins Detail auszuschmücken und lässt so viele Freiräume für eigene Gedanken und Vorstellungen.

Die Lesart von Burghardt Klaußner unterstreicht dies noch. Er findet für die verschiedenen Figuren, aber auch für die unterschiedichen Stimmungen Stoners jeweils eigene Stimmfärbungen. So erzeugt er über die reine Handlung hinaus einen Sog, der zumindest mich sofort in dieses Hörbuch hineingezogen hat und der mich bis zum Ende mitleben – und leiden ließ mit William Stoner’s Schicksal!