Das Internet verändert ohne Zweifel unser Leben sehr stark – neben Fahrplanauskunft, Buchen von Reisen oder dem Einkauf aller möglicher Waren kommunizieren wir per mail schnell und unkompliziert und sind über soziale Netzwerke wie Facebook oder die VZ – Netzwerke immer stärker auch im Netz miteinander verbunden. Bei manchen Menschen hat man gar den Eindruck, daß die virtuelle Welt für sie realer ist als die wirkliche Welt.
So ging es auch dem Journalisten Alex Rühle. Deshalb machte er einen Selbstvesuch: Für 6 Monate lebte er analog. Meint: kein Blackberry, keine e-mail, kein Google – der PC mutierte wieder zur „Schreibmaschine“. Wie es ihm dabei erging, das beschreibt er in seinem kurzweilig zu lesenden Buch. Wie schwierig es zum Beispiel ist, eine Telefonzelle zu finden, wie oft man sich nur noch online Formulare herunterladen kann, wie wenig gelbe Post (außer Werbung) man eigentlich nur noch bekommt. Und für einen Journalisten kommt erschwerend hinzu, daß heutzutage ohne online – Recherche fast nichts mehr geht. Daß er all das nicht tut, weil er das Netz verteufelt, das betont er immer wieder. Vielmehr geht es ihm darum zu erproben, „wie es ohne ist, gerade weil ich mir ein Leben ohne Netz nicht mehr vorstellen kann. Die Welt wird eine Google, das Netz dringt wie Wasser in alle Lebensbereiche. (….) Bin ich tatsächlich süchtig und tue mir dementsprechend schwer mit dem Entzug, oder spaziere ich nach drei Tagen munter in mein analoges Leben davon und sage achselzuckend, das ganze Suchtgerede war doch wieder mal nur unbedachte Journalistenmetaphorik?“
Nun, nach 3 Tagen war Alex Rühle nicht munter im analogen Leben unterwegs, sondern er tat sich hart, wurde gar zweimal „rückfällig“. Beim recherchieren in Bibliotheken und Büchern stieß er jedoch auf eine Vielzahl von Texten (die er auch zitiert) aus denen hervorgeht, daß neue Entwicklungen den Menschen schon immer Angst gemacht haben – sei es die Eisenbahn oder das Telefon. Diese Zitate könnten genauso aus Texten über das Internet entnommen sein.
Gefragt, wie er nach seinen 6 Monaten offline heute lebt sagt er, daß er zwar wieder viel im Netz unterwegs ist und froh ist, daß für seine Arbeit die analoge Zeit vorüber ist. Aber um sich selbst zu schützen, hat er keinen Blackberry mehr und auch der PC zu Hause mit onlinezugang steht an einem ungemütlichen Ort, um ausuferndes Surfen einzuschränken.
Ein sympathisches, kluges Buch, das nachdenklich macht, bei dessen Lektüre man jedoch auch immer wieder schmunzeln muss.
Hier können Sie in das Buch reinlesen
Zum Buch gibt es eine Homepage, in dem Sie unter anderem einige Texte von Verlagsmitarbeitern finden, für die die Offlinezusammenarbeit mit dem Autor eine echte Herausforderung war!