Der New Yorker Literaturprofessor Samson, 36 Jahre alt, verläßt eines Tages sein Büro und findet sich einige Tage später in der Wüste von Navada wieder, ohne zu wissen, wie er dorthin gekommen ist und wer er ist. Ein Gehirntumor wird als Ursache festgestellt. Er wird erfolgreich operiert und erwacht im Besitz seiner vollen körperlichen und geistigen Kräfte, jedoch mit einem kompletten Gedächtnisverlust für alles, was seit seinem 12. Lebensjahr bis zum Jetzt passiert ist.
Eine schöne und um ihn liebevoll bemühte Frau sitzt an seinem Bett, die ihm völlig fremd ist, Anna, seine Ehefrau. Anna und Samson versuchen vergeblich, ihr gemeinsames Leben wiederaufzunehmen. Anna hat den ihr vertrauten Ehemann Samson verloren, er ist ein Fremder. Samson arbeitet mit einem Psychiater, er führt hochinteressante Gespräche mit ihm, doch die leere Zeit in seinem Hirn bleibt. Samson beginnt, sich damit anzufreunden, sein Lebensblatt neu beschreiben zu können.
Ein Arzt, der in der kalifornischen Wüste in einem Hirnforschungszentrum experimentiert, interessiert sich für Samsons Fall und gewinnt ihn für seine bahnbrechende Idee. Samson macht mit und begreift erst spät, was mit ihm gemacht wird.
Dieser erste Roman von Nicole Krauss faszinierte mich noch mehr als ‚Geschichte der Liebe’, mit dem sie ihren internationalen Durchbruch erzielte. Zunächst beeindrucken ihr Schreibstil, ihre Intelligenz, die gewählten Bilder und die Sensibilität von Samsons Beobachtungen. Auch hier ist die Hauptfigur ein Mann, geht es um Lebensfragen, Philosophie, um Einsamkeit und die Frage, was den Menschen zum sozialen Wesen macht und wie er damit umgeht. Nicole Krauss setzt sich mit diesen Fragen auf sehr reife Art auseinander und ist doch erst 1974 geboren.
‚Kommt ein Mann ins Zimmer’ ist aber auch eine Warnung vor den Möglichkeiten der Wissenschaft. Sensibel wird gezeigt, wie menschliches Vertrauen in ärztliche Kunst mißbraucht und der Glauben an bahnbrechende dem Menschen dienende Neuerungen ins Gegenteil verkehrt werden können.
Ein spannendes Buch für Literaturliebhaber, für Menschen, die in einem Roman mehr als Unterhaltung suchen.