Ich freue mich, dass Barbara Scholz mir wieder einmal eine Buchempfehlung geschickt hat:

Kinga, eine junge Berlinerin mit polnischen Wurzeln, und ihr türkischer Freund Mahmut wollen  heiraten. Seit drei Jahren wohnen sie bereits zusammen, aber vor ihren Eltern hat sie die Beziehung bis heute verborgen. Wie sag ich’s meinem Kinde…? Kinga macht einen ersten Versuch bei ihrem regelmäßigen Elternbesuch. Aber schon die Erwähnung seines Namens beschwört eine elterliche Krise herauf.

Ihre eigenen Erfahrungen bei seiner Familie sind auch nicht gerade ermutigend. Dort stößt sie ebenfalls  ständig auf Ablehnung und Feindseligkeiten.

Das ist die Ausgangssituation.

Als eine Art Prüfung werden Kinga und Mahmut zur Hochzeit ihrer Kusine Marta nach Polen eingeladen. Die ganze riesige Verwandtschaft ist zu Besuch, und Mahmut wird ständig herausgefordert, sei es durch schreckliches Essen wie Flaki, einer traditionellen Suppe, die aus zerkleinertem Rinderpansen hergestellt wird, sei es durch handwerkliche oder auch poetische Aufgaben. Mahmut besteht alle diese Prüfungen und lässt sich auch durch die teils offene Feindschaft der Familie nicht irritieren und entmutigen. Er ist ein warmherziger, liebevoller, aufmerksamer und dazu noch gut aussehender Mann, und die Jugend ist begeistert von ihm.

In einem zweiten Erzählstrang erinnert sich Kinga an ihre Kindheit im Nachwende-Berlin, an die ganzen Probleme, mit denen sie  zum Beispiel in der Schule zurechtkommen musste. Sie sinnt über Großstadtliebe und ihre Familienbande nach. Und es wird deutlich, wie sehr sie ihre Mutter liebt, aber auch wie stark sie sich durch die Fesseln der Familie gegängelt fühlt.

Es ist ein heiterer Roman mit tiefernstem Hintergrund, der die Themen Heimat und Herkunft mit reflektiert. Wo bin ich zu Hause? Wie stark haben mich meine Wurzeln geprägt? Ist eine unbeschwerte Verbindung zwischen zwei so unterschiedlichen Kulturen überhaupt möglich?

Was bedeutet die Liebe der Eltern zu ihren Kindern für das spätere Leben?

Ich habe den Roman mit großem Vergnügen gelesen. Er ist mit leichter Hand erzählt. Humorvolle Passagen und viel Situationskomik können aber nicht über die starke soziale Kontrolle in der Familie und in der Gesellschaft hinwegtäuschen. Die geneigte Leserin erfährt viel über polnische, aber auch türkische Bräuche, ganz besonders über die Art und Weise, wie man in Polen traditionell eine Hochzeit feiert. Und viele Themen, die Bianca Nawrath anreißt stimmen nachdenklich.

Ich empfehle den Roman allen Leserinnen, die sich für die Möglichkeiten und die Probleme des interkulturellen Dialogs interessieren, die aber auch mehr von polnischer Kultur kennen lernen möchten.

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Wenn Sie vorher einen Blick ins Buch werfen möchten, finden Sie hier eine Leseprobe