Was an diesem Buch als erstes auffällt, ist das Cover. Das O in dem Titel Harold ist kein O, sondern die Schlinge eines Galgenstrickes. Könnte man von diesem makaberen Detail darauf schließen, dass der Inhalt dieses Buches auch makaber ist? Könnte man durchaus.
Aber so makaber ist es dann auch wieder nicht, es ist vor allem sehr sehr witzig. Makaber ist, dass Harold, der Antiheld dieser Geschichte, ein etwas seltsames Hobby hat. Er bringt sich einfach gerne um. Vielleicht erinnern Sie sich an den amerikanischen Film Harold und Maude aus den 70iger Jahren? In diesem Film gab es auch einen Harold mit dem gleichen Hobby. Außer dem Namen haben die beiden Harolds sonst aber nichts miteinander zu tun.
Harold ist knapp 50 Jahre alt und hat gerade seinen Job als Wurstverkäufer verloren. Ansonsten gibt es über Harold gar nicht so viel zu sagen. Er lebt in London und zwar zurückgezogen. Einmal in der Woche muss er mit drei Nachbarinnen Bridge spielen, einmal im Monat erhängt er sich im Hausflur – das war es dann eigentlich schon.
Mit so einer Figur kann man natürlich keinen ganzen Roman füllen, deshalb tritt auf Seite 33 ein 11jähriger Junge namens Melvin auf die Bühne. Er ist das totale Gegenteil von Harold, er ist nämlich ein Genie.
Und für dieses Genie soll Harold nun den Babysitter geben, weil die Mutter des Genies aus beruflichen Gründen eine Woche abwesend sein wird. Harold ist mit dieser Situation total überfordert. Die Geschichte kommt so richtig in Fahrt, als Melvin Harold eröffnet, dass er die Abwesenheit seiner Mutter dazu nutzen möchte, nicht etwa in die Schule zu gehen, sondern sich auf die Suche nach seinem leiblichen Vater zu machen, den er bisher nicht kennen lernen durfte. Leider kennt Melvin nur den Namen seines Vaters und da ganz Großbritannien gleich mit mehrere Männer mit diesen Namens aufwarten kann, ist Harold jetzt nicht nur als Babysitter, sondern auch als Chauffeur gefordert. Obwohl er seit 27 Jahren nicht mehr hinter dem Steuer saß. So fahren die beiden also durch das englische Königreich und erleben dabei die seltsamsten Abenteuer und begegnen echt schrägen Leuten: Ein Roadtrip der ganz besonderen Art.
Dieser Roman lässt sich nicht so richtig in eine Schublade stecken. Der Autor übrigens auch nicht. Er nennt sich Einzlkind, mehr wissen wir nicht. Der Verlag, ein unabhängiger Verlag aus Berlin, der sich vor allem der Satire verschrieben hat, möchte zur Identität des Autoren auch nichts beitragen. Er sei halt schüchtern, so die Antwort von Klaus Bittermann, dem Verleger, der ihn natürlich liebend gern durch sämtliche Talkshows jagen würde. Im Internet kursieren indes Gerüchte über die geheimnisvolle Identität des Autoren. Sogar Max Goldt wurde schon genannt.
Wer auch immer hinter Einzlkind steckt, dieser Jemand hat einen großartigen, unglaublich komischen Roman geschrieben, der vor dem sogenannten englischen Humor nur so sprüht. Der Stil ist so ausgefeilt und pointiert, mit wunderbaren Formulierungen und Wortschöpfungen. Kurz, es macht unglaublich viel Spaß, diesen Roman zu lesen. Wer also mal wieder richtig lachen möchte und intelligent unterhalten werden will, dem sei dieses Buch mit Nachdruck ans Herz gelegt.
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