Dieses Buch las ich im Rahmen meiner Juryarbeit für den ersten Literaturpreis der BücherFrauen Christine. Aus einer sehr diversen Liste, die von den Regionalgruppen des Netzwerkes zusammengestellt worden war, haben wir in der Jury uns dann für diesen Titel entschieden. Ich hätte dieses Buch wahrscheinlich nicht gelesen, wenn es nicht auf der Auswahlliste gestanden hätte und bin dankbar, daß ich es auf diesem Wege kennengelernt habe!
So beschreibt der Verlag den Inhalt des Buches:
„Ich bin eine Frau. Ich bin es gerne. Davon möchte ich erzählen.“ Was Frausein bedeutet, zeigt sich in jedem einzelnen Leben: Mely Kiyak erzählt von den Gesprächen über Weisheit und Nichtwissen, die sie als Mädchen mit dem Vater führte. Von den Cousinen, die vom Begehren erzählten. Vom Aufwachsen zwischen Ländern und Klassen, zwischen „Herkunftsgepäck“ und Neugier auf unbekannte Erfahrungen. Vom Alleinsein, von Selbsterkundung, von Familie. Was ist Weiblichkeit, wenn man den öffentlichen Blick überwindet und zurückbleibt mit sich selbst? Aufrichtig, lebenslustig, zärtlich und entwaffnend klug erinnert Mely Kiyak daran, dass es die Verhältnisse sind, die einem beibringen, wie man liebt und lebt. (© Hanser Verlag)
Neben den literarischen Qualitäten, die das Buch, das ausgezeichnet werden sollte, mitbringen muss, kristallisierte sich in unseren Jurygesprächen eine weitere Frage heraus, die uns für die Beurteilung wichtig war: Wie trägt das Buch zur Gleichstellung der Geschlechter und zur Stärkung von Frauen und Mädchen bei?
Unter diesem Aspekt betrachtet ragte nicht nur für mich, sondern für uns alle, das Buch von Mely Kiyak heraus: Literarisch überzeugt es durch seine sprachliche Kunstfertigkeit und mir persönlich gefiel vor allem, wie die Autorin ihren Weg beschreibt, der die verschiedenen Facetten ihrer Persönlichkeit zu einem runden Bild zusammenführt: Die beiden Kulturen, die sie in sich trägt, ihr Frau werden und die Bedeutung, die das Schreiben für sie selbst hat. Letzteres ist für sie so wichtig, daß sie sich entscheidet, sich ganz darauf zu konzentrieren:
„Ich wollte keine Frau sein, die Kinder hat und schreibt. Keine, die eine Ehe führt und schreibt. Keine, die eine andere Tätigkeit ausübt und auch schreibt. Ich wollte nicht von allem etwas, sondern von dieser einen Sache alles. Wenn mich jemand fragt, was machst du, wollte ich antworten: Ich schreibe.“ (S. 14)
Manches von dem, was sie erzählt, mag fiktional sein: In ihrer Dankesrede hob sie darauf ab, daß es sich um einen autofiktionalen Text handele. Aber das spielt, jedenfall für mich, letztendlich überhaupt keine Rolle.
Fazit: Die Klarheit, mit der Mely Kiyak ihren Weg in eine unabhängige Existenz als Frau und Schriftstellerin beschreibt, das hat mich sehr beeindruckt. Mir gefiel aber auch ihr Humor, mit dem sie kleine Szenen aus ihrer Jugend beschreibt und die Präzision und Knappheit, mit der sie auch komplexe Dinge schildert.
Ich wünsche diesem Buch, daß es vielen Leserinnen Mut macht und sie, ganz im Sinne unseres Preises, darin bestärkt, ebenso entschieden ihren eigenen Weg zu gehen, der ihnen und ihrer Persönlichkeit entspricht.
Und wenn Sie das Buch selbst lesen möchten (es lohnt sich!), können Sie es in den beiden Vaihinger Buchhandlungen buch+musik oder Vaihinger Buchladen bestellen oder herunterladen
Eine Leseprobe finden Sie hier