Das neue Buch des amerikanischen Schriftstellers ist ein Buch über den 11.September. Noch eines werden Sie sich vielleicht denken. Aber zum einen ist der 11. September ein Tag, der die Welt verändert hat, zum anderen ist dieser Roman der Versuch die Macht des Terrors auf das Leben des Einzelnen zu zeigen. Und ich finde, Beides ist es wert, daß darüber geschrieben wird.
Keith Neudecker, ein Anwalt, der in einem der Türme gearbeitet hat und der das Attentat knapp überlebt, steht im Mittelpunkt des Romans. Wie im Trance begibt er sich zur Wohnung seiner Frau Lianne, in der sie mit dem gemeinsamen Sohn Justin lebt und von denen er schon seit über einem Jahr getrennt lebt. Beide versuchen sich wieder aneinander anzunähern – ein Versuch der letztendlich scheitern wird, ebenso wie die Beziehung von Liannes Mutter Nina zu einem zwielichtigen Kunsthändler aus Deutschland. Der Sohn von Keith und Lianne versucht auf seine Weise, das Geschehen zu verarbeiten: Gemeinsam mit zwei Freunden steht er immer wieder am Fenster und sucht den Himmel nach Flugzeugen ab.
DonDelillos Roman ist kein üblicher Roman, sondern er besteht aus einer Vielzahl größerer und kleinerer Mosaike und Assoziationen. Das Leben in New York teilt sich in die Zeit vor den Flugzeugen und die Zeit nach den Flugzeugen. Lianne streift immer wieder durch die Stadt und beobachtet dabei auch einen Performance Künstler „Falling Man“. Dieser lässt sich, gesichert nur an ein oder zwei fast unsichtbaren Drahtseilen von Hochhäusern in die Tiefe stürzen. Seine Pose ist immer die Gleiche: Kopfüber, in Anzug, Krawatte und Abendschuhen.
Diese Figur gab dem Roman auch seinen Titel. Gleichzeitig ist es auch der Titel eines umstrittenen Bildes, das ein amerikanischer Fotograf von einem der Menschen machte, die sich aus den brennenden Türmen in die Tiefe stürzten.
„Falling Man“ ist ein Buch, das mir unter die Haut gegangen ist, weil es zeigt, was der 11. September bei den einzelnen Menschen in New York angerichtet hat. Es liest sich nicht ganz einfach, da es keinen durchgängigen Erzählstrang hat. Manche Passagen haben mich weniger angesprochen, andere fand ich sprachlich phantastisch. Auf jeden Fall ist es ein hochspannender Versuch, ein Ereignis wie den 11. September literarisch zu verarbeiten.