Nachdem ich kürzlich den ersten Erebos – Roman gehört habe, war ich sehr neugierig, wie die Autorin Ursula Poznanski einen zweiten Teil gestalten würde. Es ist schließlich immer ein gewisses Risiko, auf einen Erfolg wie Erebos 1 einen qualitativ gleichwertigen Teil folgen zu lassen. 9 Jahre nach Erscheinen des ersten Teils wagte die Autorin nun eine Fortsetzung.

Der Inhalt

Vor 10 Jahren war Nick Dunmore den Computerspiel Erebos verfallen, bevor er aus dem Spiel herausflog und ihm gemeinsam mit einigen anderen das Handwerk legte. Inzwischen studiert er Fotografie und verdient sich nebenher Geld durch Fotoaufträge. Er kann es kaum fassen, als eines Tages auf seinem Handy das Erebos – Symbol wieder auftaucht und ihn auffordert, wieder zu spielen. Er löscht die App umgehend von seinem Handy, aber Erebos hat sich geändert: Es zwingt Nick seinen Willen auf, in dem es ihn erpresst. Alle Fotos seines letzten Auftrages sind von seinem PC verschwunden und er muss sie sich zurück holen – als Sarius in der Welt von Erebos. Es gibt keinen Ausweg, denn das Spiel beherrscht alle seine technischen Geräte und überwacht ihn lückenlos. Nick lässt sich auf das Spiel ein, nimmt aber gleichzeitig Kontakt mit seinen alten Weggefährten auf, um Erebos erneut und dieses Mal endgültig das Handwerk zu legen.

Meine Meinung

Auch dieser zweite Teil war sehr spannend anzuhören. Jens Wawrczeck liest wieder exzellent und trägt mit seiner Lesweise erheblich zum Hörerlebnis bei. Wir begegnen auch einer ganzen Reihe alter Bekannter aus dem ersten Teil wieder und es gibt, neben den kurzen Gedankeneinschüben des Spiels, noch eine zweite Handlungsebene: Der 16jährige Derek spielt ebenfalls. Nach und nach merken wir Zuhörer*innen, daß er der Stiefbruder von Emily Carver, Nick’s ehemaliger Freundin ist. Das ist über weite Strecken die einzige Verbindung zwischen den beiden Erzählsträngen, die sich erst ziemlich am Ende miteinander verbinden.

Ich fand es fast schon gruselig, wie geschickt Ursula Poznanski Zukunft und Gegenwart vermischt: Die KI Erebos kann inzwischen viel mehr, sie nutzt die Handys um die Spieler*innen lückenlos zu überwachen. Sie kommuniziert mit ihnen, wenn sie nicht das tun, was ihnen aufgetragen ist, setzt sie unter Druck und bestraft sie auch in ihrem realen Leben. Es mag heute vielleicht noch nicht so weit sein, daß unsere Handys uns überwachen, aber ein Blick nach China oder auch Berichte über sprachgesteuerte, internetbasierte intelligente persönliche Assistenten wie Alexa & Co liest, lehren uns, daß wir möglicherweise wir nicht mehr allzeit davon entfernt sind.

Die Spannung steigert sich im Laufe der Handlung immer mehr und ich fragte mich immer wieder, was das Spiel wohl dieses Mal im Schilde führen mag. Die Auflösung kommt mit einem hübschen Knalleffekt daher, hat mich aber dennoch nicht wirklich befriedigt und überzeugt: Das, was die Person, die hinter Erebos dieses Mal steckt, erreichen möchte, ist zwar aller Ehren wert, das Verhältnis zwischen betriebenem Aufwand und Ziel war für mich jedoch dieses Mal nicht mehr so schlüssig wie im ersten Teil. Das ist schade, aber ich erlebe es leider immer wieder bei Thrillern, dass die aufgebaute Spannung sich am Ende nicht angemessen auflöst.

Fazit: Vom etwas schwachen Ende einmal abgesehen eine gelungene Fortsetzung, spannend und voller überraschender Einfälle und wieder hervorragend gelesen. Ein unterhaltsames Hörerlebnis für Jugendliche und Erwachsene!

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