Eine Einladung zu einem Buchvorstellungsabend für Urlaubslektüre bei einer befreundeten Buchhandlung sorgte dafür, daß ich mich noch einmal in dieses Buch vertiefte. Es ist mittlerweile als Taschenbuch erschienen und das war die Bedingung bei diesem Buchvorstellungsabend: In den Urlaub nimmt man nur Taschenbücher mit!
Moskau 1922: Die Bolschewiken sind noch immer damit beschäftigt, die alten gesellschaftlichen Strukturen zu zerstören und den Adel in seine Schranken zu weisen. Vor dem Notstandskomitee muss sich Graf Alexander Rostov verantworten, der seit einigen Jahre in einer Suite des Hotel Metropol residiert und dort seine Zeit mit „Dinieren und Debattieren, Lesen und Reflektieren“ verbringt. Ein in vorrevolutionärer Zeit geschriebenes Gedicht, das als Aufruf zm Handeln im Sinne der Revolution interpretiert wurde, rettet ihn vor der Todesstrafe: Er wird zu lebenslangem Aufenthalt im Hotel Metropol verurteilt, das er (bei Androhung des Todes) zeitlebens nicht mehr verlassen darf.
Wir begleiten nun Graf Rostov für die nächsten 32 Jahre, lernen das Leben im Hotel kennen und treffen mit ihm die unterschiedlichsten Persönlichkeiten, die im Hotel zu Gast sind oder arbeiten. Natürlich muss er seine Suite räumen und bekommt eine kleine Dachkammer zugewiesen und er muss arbeiten: Durch seine feinen Manieren ist er wie geboren, dem Hotel als Oberkellner zu dienen.
Aber Alexander ist ein Mensch, der aus dieser Situation das Beste macht und immer versucht, etwas sinnvolles zu tun. Während sich draußen die Welt verändert, Russland langsam zur Diktatur wird und der nächste Weltkrieg ausbricht, erlebt er das alles nur im Mikrokosmos des Hotels.
Als eines Tages eine alte Freundin ihre Tochter zu ihm bringt, bevor sie ihrem Mann in die sibirische Verbannung folgt, gibt dies Alexanders Leben einen ganz neuen Sinn. Und irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem er sich entscheiden muss, ob er im Hotel bleiben oder seiner Ziehtochter folgen will.
Dieses Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist wie seine Hauptfigur: Geistreich, intelligent und elegant. Immer wieder blitzt auch eine Portion britischer Humor durch. Dabei ist es kein Roman, den man nebenher lesen kann, sondern mal muss sich mit Zeit und Muße auf ihn einlassen. Die zeitgeschichtlichen Ereignisse werden immer durch Alexander Rostovs Augen geschildert, der ein Kind seiner Zeit ist, sich aber auch gerade durch seine besondere Situation seine ethischen Werte erhält, die zeitlos sind.
Ein wunderbarer literarischer Genuss!
Wenn Sie Lust bekommen haben, das Buch mit in den Urlaub zu nhemen, können Sie es in den beiden Vaihinger Buchhandlungen buch+musik oder Vaihinger Buchladen bestellen. Die Links führen direkt zum Buch in den jeweiligen Webshops