Kommissar Herzberg aus Mecklenburg – Vorpommern ist wieder da. Dieses Mal allerdings nicht bei der Aufklärung eines Mordfalls, sondern er muss, nachdem er bei seinen Ermittlungen in „Das Ende des Schweigens“ dafür gesorgt hat, daß ein Kollege suspendiert wurde, in einer anderen Abteilung arbeiten.  Nachdem mir der erste Fall für Kommissar Herzberg gut gefallen hatte, war ich gespannt, wie es mit dem Kommissar weitergeht.

Der Inhalt

Kommissar Herzberg ist ins Fachkommissariat 4 des Staatsschutzes versetzt, angeblich wegen dort herrschenden Personalmangels, in Wirklichkeit jedoch handelt es sich um eine Strafversetzung. Einen Kollegen verpfeift man nicht, genau das hatte Herzberg  durch seine Ermittlungen im Mordfall Konrad jedoch getan. Und der Korpsgeist in der Mecklenburgischen Polizei ist stark.

Ermittlungen führen ihn in den kleinen Ort Lichtenfels, in dem das Gemeindeamt zerstört wurde, das Flüchtlinge aufnehmen sollte. Er soll, gemeinsam mit seinem Kollegen herausfinden, wer dafür verantwortlich ist und einen Zeugen vernehmen. Aber als er in dem Dorf ankommt, platzt er in eine Beerdigung – die Beerdigung des Zeugen Rudolf Schröter. Herzberg erkennt sofort, daß Schröter keines natürlichen Todes gestorben ist. Mit den Ermittlungen jedoch wird seine Kollegin Desieree Weigand beauftragt, die liebend gerne mit Herzberg gemeinsam ermitteln würde, was jedoch ihr Chef rundweg ablehnt.

Während also Herzberg weiter nach denen sucht, die die Flüchtlingswohung zerstört haben, sucht Desiree nach einem Mörder, der einen mächtigen Agrarunternehmer der Gegend umgebracht hat. Die beiden Fälle berühren sich und es bleibt nicht aus, daß Herzberg letztendlich doch bei den Ermittlungen dabei ist, deren Spuren nicht nur in die rechte Szene, sondern auch in die Vergangenheit des Dorfes führen.

Meine Meinung

Wieder entführt uns Claudia Rikl tief in die ostdeutsche Vergangenheit. Schon im ersten Kapitel wird klar, daß eine Spur des Falles in die Zeit der letzten Kriegswochen zurückführen könnte. Herzberg und Desiree lernen bei ihren Ermittlungen Magda kennen, eine alte Frau, die scheinbar in eine Demenz steuert. Aber wir als Leser*innen merken schnell, daß Magda in ihrer Jugend etwas schreckliches erlebt hat und daß das Verhältnis zum Mordopfer ein kompliziertes gewesen sein muss.

Der Ermordete, der auf den ersten Blick ein angesehener Mann im Dorf gewesen zu sein, der nach der Wende dafür sorgte, daß die LPG viele Arbeitsplätze erhalten konnte. Aber nach und nach stellt sich heraus, daß die Methoden, mit denen Rudolf Schöter das erreichte, sehr fragwürdig waren und daß mancher im Dorf noch eine offene Rechnung mit ihm zu begleichen hat.

Auch in diesem Roman geht es um die Zeit nach der Wende, um biographische Brüche und darum daß viele Menschen, wie Caudia Rikl in einem Interview einmal sagte, „die Entwertung gelebten Lebens hinnehmen mussten“. Wie schon in ihrem ersten Kriminalroman spielt das Schweigen darüber eine große Rolle – nicht umsonst heißt der Krimi „Der stumme Bruder“.  Geschwiegen wird auch über die Zeit der letzten Kriegswochen, in denen viele Frauen beim Einmarsch der Russen ein schreckliches Schicksal erlitten, das manche bis in die Gegenwart verfolgt.

Mir hat dieser Krimi sehr gut gefallen, er ist komplex und legt eine Menge Spuren aus, anhand derer ich tief in die Mecklenburgische Gegenwart eintauchen konnte. Es empfiehlt sich jedoch durchaus, vorher den ersten Band zu lesen, denn das erleichtert es einem schon, die Beziehungen und Handlungsweisen der handelnden Personen besser zu verstehen.

Fazit: Ein komplexer, thematisch wirklich interessanter Kriminalroman mit psychologisch gut gezeichnetem Handlungspersonal. Leseempfehlung!

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