Dieser 6. Fall für das Team um Leander Lost hat mir sehr gut gefallen. Ich bedanke mich beim Verlag Kiepenheuer & Witsch, der mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

Darum geht’s: Leander Lost und Soraia sind dabei, ihr neues Haus einzurichten, ihre Hochzeit im September steht kurz bevor. Da wird in einem Golfteich eine tote Frau gefunden. Damit nicht genug: Wenig später wird ein Werttransporter überfallen. Die Brutalität des Überfalls erinner an einen ähnlichen, bisher ungelösten Fall, bei dem vor Jahren Graciana Rosados Bruder Elias getötet und ihr Vater schwer verletzt wurde. Auch dieses Mal gibt es einen Toten und einen Verletzten: Einer der Täter wird erschossen und Miguel Duarte angeschossen. Er überlebt zwar, aber er verliert sein Gedächtnis.

Leander  und Soraia nehmen Duarte bei sich auf  und Leander versucht, ihn bei der Suche nach seinen Erinnerungen zu unterstützen. Gleichzeitig fordert der Fall das Team heraus, denn es stellt sich nicht nur die Frage, was die Tote im Teich und der Überfall miteinander zu tun haben könnten, sondern es bleibt nicht bei diesem einen Überfall. Woher bekommen die Täter ihre Informationen und was bezwecken sie? Und Graciana verfolgt bei den Ermittliungen außerdem sehr persönliche Interessen…..

Dieses Mal standen die Kriminalfälle stärker im Focus als ich das in anderen Bänden der Reihe schon erlebt habe. Das liegt vielleicht auch daran, dass Gil Ribeiro dieses Mal die Täterperspektive konsequent mit einbaut. So wusste ich als Leserin immer einen Tick mehr, als das Ermittlerteam, obwohl der Autor die ganze Dimension des Coups, den die Täter planen, erst gegen Ende des Buches aufdeckt.

Wie immer spielen die zwischenmenschlichen Beziehungen eine Rolle, allerdings auf beiden Seiten: Da sind natürlich Leander Lost und seine Kolleg:innen, die dieses Mal besonders gefordert sind. Duarte fällt als Ermittler aus und zeigt sich von einer ganz neuen, fast sympathischen Seite. Je mehr er jedoch seine Erinnerungen wieder findet, desto mehr verschwindet diese Seite. Es wird sich weisen, wie er in weiteren Bänden agieren wird. Und Graciana gerät in einen Gewissenskonflikt, denn schnell ist klar, dass es sich bei der Bande um dieselbe handelt, die für den Überfall verantwortlich ist, seit dem ihr Vater im Rollstuhl sitzt und bei dem ihr Bruder sein Leben verlor. Sie will Rache und ermittelt manchmal hinter dem Rücken von Leander und Carlos, allerdings nicht ganz so unbermerkt, wie sie denkt.

Aber auch in der Bande rund um ihren Kopf Ulisses menschelt es: Er ist der geniale Kopf, der sein Team mit großem Geschick einsetzt und für großes Vertrauen in der Gruppe sorgt. Als er jedoch die Beziehung zu seiner Geliebten Sol, ebenfalls Teil des Teams, beendet und es zulässt, dass sein Bruder César sein Nachfolger bei ihr wird, gerät die bisherige Balance ins Wanken.

Diese „dunklen Verbindungen“, die dem Buch seinen Titel geben, fügt Gil Ribeiro zu einem raffinierten Kriminalfall voller zwischenmenschlicher Töne zusammen. Leander Lost ist es letztendlich, der mit seiner unbestechlichen Logik die Zusammenhänge durchschaut. Natürlich sind wir auch wieder zu Gast auf der Dachterrasse der Familie Rosado, außerdem sorgen Landschaftsbeschreibungen und Restaurantbesuache für genügend Lokalkolorit.

Fazit: Für mich einer der besten, vielschichtigsten Fälle der Reihe, in dem der Autor sein Personal konsequent weiterentwickelt. Und so freue ich mich auf einen neuen Fall für Leander Lost und sein Team und bin gespannt, was mich dann erwarten wird!