Martin Wehrle kannte ich bisher als Autor von Karriereratgebern und als Karrierecoach. Nun legt er seinen ersten Kriminalroman und ich freue mich, daß mir der Benevento Verlag ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

Der Inhalt

Susanne Mikula ist Ressortleiterin des Tagesboten von Reinstadt und in letzter Zeit hauptsächlich damit beschäftigt, auf Anweisung ihres Verlegers Hans- Otto Gleim Kolleg*innen zu entlassen, um die wirtschaftliche Existenz der Regionalblatts zu sichern. Sie erhofft sich davon einen Karrieresprung, aber sie muss erfahren, daß ihr Chef keine Skrupel hat. Sie tappt in eine Falle, wird ebenso entlassen und erhält noch dazu eine Anzeige wegen angeblichem Betrug. Aber Susanne will nicht klein beigeben und beginnt, gegen ihren ehemaligen Chef zu recherchieren. Sie stößt auf jede Menge Dreck, die dieser am Stecken zu haben scheint, Mord inclusive…….

Die Hauptpersonen

Susanne Mikula steht im Mittelpunkt der Handlung und ist, wenigstens zu Beginn des Buches, keine Sympathieträgerin: Für ihre Karriere ist sie bereit, alles zu opfern, auch ihre einzige Freundin Iris, die sie ebenfalls entlässt. Als sie dann selbst zum Opfer wird, muss sie feststellen, daß sie allein auf weiter Flur steht. Ihre ehemaligen Kolleg*innen haben sich zusammengeschlossen, um eine Obdachlosenzeitung zu gründen, die kostenlos in der Stadt verteilt werden und die die Leser*innen über das informieren soll, was wirklich in der Stadt passiert. Denn der Tagesbote ist mittlerweile zum persönlichen Informationsblatt des intriganten Bürgermeisters und seiner Verwaltung verkommen.

Susanne will niemand dabei haben, lediglich Iris ist bereit, ihr noch eine Chance zu geben, allerdings nicht im Rechercheteam, sondern im Team der Obdachlosen, die die Zeitung verteilen sollen. Hier trifft sie auf Ratte, einen klugen, schlagfertigen Obdachlosen, der Heinz Rudolf Kunze verehrt. Er scheint einiges über die Machenschaften der Stadtoberen zu wissen.

Meine Meinung

Dieser Krimi ist flott geschrieben und ich habe ihn schnell gelesen. Man merkt, daß Martin Wehrle ein versierter Autor ist und sich auskennt in der Arbeitswelt. Das wird besonders in den Beschreibungen des Alltags von Journalist*innen und Redaktionen deutlich. Als Karriereberater und Coach hat er viel gehört über die schmutzigen und perfiden Tricks aus der Unternehmenspraxis, kann jedoch in seinen Sachbüchern vieles davon nicht direkt thematisieren. Auch die fragwürdigen Politgeschäfte, denen Susanne auf die Spur kommt, sind, wie er in einem Interview sagt „mitten aus der Realität gegriffen. Nur das große Verbrechen im Hintergrund entspringt meiner Fantasie.“ Natürlich hat er die Realität zugespitzt und das, jedenfalls für meinen Geschmack, manchmal etwas zu sehr. Besonders die politischen Intrigen erschienen mir teilweise zu überzogen. Aber mörglicherweise gelingt es ihm genau damit auch das zu erreichen, was er mit einem Kriminalroman möchte: Leser*innen zu erreichen, die nur ungern Sachbücher lesen.

Fazit: Spannende Krimikost mit einem sehr realistischen Hintergrund, wenn auch manchmal, für meinen Geschmack, etwas zu sehr zugespitzt. Vor allem die Beschreibungen aus der Welt der Redaktionen und die perfiden juristischen und psychologischen Tricks haben es jedoch wirklich in sich und sind bestimmt traurige Realität. Auf jeden Fall aber genau die richtige Lektüre für ein langes Schmökerwochenende!

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