Dieses Buch ist bereits in den 90er Jahren erschienen und stand in Amerika 2 Jahre lang auf der Bestsellerliste. Auch in Deutschland war es ein Erfolg. Für mich war der Lesekreis der Anlass, dieses Buch nun in die Hand zu nehmen, denn die Gruppe hatte sich für dieses Buch entschieden.
James McBride erzählt in dieser Doppelbiographie die erstaunliche Lebensgeschichte seiner Mutter und die seiner Jugend. Als achtes von 12 Kindern war er das letzte Kind von Andrew McBride, der vor seiner Geburt starb. Seine Mutter heiratete ein zweites Mal und James bekam noch 4 weitere Geschwister. Zum zweiten Mal verwitwet stand Rachel, seine Mutter, vor der Herausfordeung, die Kinder alleine durchzubringen.
Irgendwann beginnt James seine Mutter zu fragen nach ihrer Vergangenheit und lässt nicht locker, denn Rachel ist etwas besonderes: Sie lebt als einzige Weiße im Schwarzenvierten Queens in New York und ist Jüdin. Als 17jährige floh die Tochter von Einwanderen vor ihrer Familie und brach ein Tabu: Als Weiße heiratete sie Anfang der 40er Jahre den Schwarzen Andrew McBride. In den Südstaaten zu leben war dem Paar nicht möglich und auch in New York war es alles andere als einfach. Trotzdem gelang es Rachel McBride allen ihren Kindern eine gute Ausbildung mit auf den Weg zu geben – ihr oberstes Lebensziel.
Dieses Buch hat mir gut gefallen, denn man bekommt einen tiefen Einblick in das Leben einer ganz ungewöhnlich starken Frau und in die Lebensverhältnisse in den USA. In wechselnden Kapiteln erfahren wir die Geschichte des Autors, der mit 11 Geschwistern aufgewachsen ist und eine harte Kindheit hatte und die Geschichte seiner Mutter Rachel. James McBride hat die Gespräche mit seiner Mutter, in dem sie ihm ihr Leben erzählte, aufgezeichnet und so haben gerade dies Passagen, in denen sie selbst zu Wort kommt, eine besondere Intensität. Für mich persönlich sind die Kapitel, in denen McBride sein eigenes Schicksal erzählt ein wenig abgefallen, denn sie sind nicht ganz so stringent und eher distanziert erzählt. Aber deutlich arbeitet er heraus, wie sehr das Schweigen seiner Mutter ihn daran gehindert hat, seine eigene Identität zu finden.
So ist das Buch wirklich lesenswert, weil es zum einen ein ungewöhnliches Frauenschicksal erzählt und gleichzeitig ein Stück Amerika!