Was Ameisen mit Politik zu tun haben? Dieser Frage geht der Debüt – Thriller von Thomas Kiehl nach, der jetzt im Benevento Verlag erschienen ist. Ich bedanke mich beim Verlag, der mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

Der Inhalt

Lena Bondroit ist Ameisenforscherin und muss miterleben, wie ein Journalist, mit dem sie eben noch über einen ihrer Artikel gesprochen hat, ermordet wird. Was haben ihre Forschungen zum Verhalten von Ameisen mit seinem Verdacht zu tun, es gebe eine Geheimorganistaion, die in großem Stil Menschen manipuliert? Lena versucht herauszufinden, was hinter dem Mord an Gottfried Meier stecken könnte und gerät dadurch selbst in’s Fadenkreuz verschiedener Interessen von – ja von wem eigentlich? Von Viktor Callenberg, der sich mit seinem Verein ProNomadentum für die totale Freiheit einsetzt und der festen Überzeugung ist, es gäbe eine Geheimorganisation, die die Menschen durch die Verbreitung von Angst manipulieren? Von Kommissar Ewald, der zunächst von einem Unfall ausgeht, dann jedoch beginnt zu ermitteln und Lena verdächtigt? Oder von Michael Degenhart, der sich nicht nur für ihre Forschungen interessiert, sondern auch für sie als Frau? Lena weiß irgendwann nicht mehr, wem sie noch trauen kann…….

Meine Meinung

Handwerklich ist dieser Thriller sehr konventionell konstruiert, sprachlich ist er nichts besonderes, die Figuren sind holzschnittartig und mit wenig psychologischem Tiefgang charakterisiert. Die verschiedenen Handlungsebenen wechseln sich ab, wobei ich mich zum wiederholten Male fragte, was Autor*innen eigentlich mit Kapitelüberschriften, die eine Orts- und Zeitangabe beinhalten, bezwecken.

Aber, und deshalb habe ich ihn trotzdem gerne gelesen, er hat ein sehr interessantes Thema, denn er beschäftigt sich mit der Frage, wie Systeme und Staaten funktionieren. Lena Bondroit forscht über Ameisen, die als Einzelwesen über keine Intelligenz verfügen. Sogenannte Pheromone, die zur Informationsübertragung dienen, sorgen jedoch dafür, daß gemeinsame Verhaltensweisen entwickeln  zu einer kollektiven Intelligenz gelangen und sogar Staaten bilden, die sie auch gegen Eindringlinge verteidigen. Bei Ameisen sind diese Pheromone Duftstoffe, bei Menschen könnten das, Worte sein, so die Theorie von Lean Bondroit. Stellt man sich nun einen Staat vor, der angegriffen wird oder dessen System in’s Wanken gerät, dann verlieren die Menschen ihre Sicherheit und ihr Vertauen in das System. Sie beginnen darüber zu reden, Medien greifen die Ängste auf, es wird demonstriert, andere werden gewalttätig, Politiker beschließen Gesetze und irgendwann kommt das System dann wieder zur Ruhe, es fühlt sich sicher.

Die Forschungen von Lena Bondroit sind also der rote Faden, der sich durch den Thriller zieht, der noch einen Schritt weiter geht, denn nicht nur Lena, sondern auch Viktor Kallenberg fragt sich, wer eigentlich etwas davon haben könnte, wenn die Grundstimmung im Staat von einer solchen Angst beherrscht wird. Und hier kommt dann die geheime Organisation in’s Spiel. Gibt es sie wirklich? Oder gab es sie einmal? Und welche Funktion könnte sie haben oder gehabt haben?

Das hört sich alles nach Verschwörungstheorie an finden Sie? Das stimmt natürlich, aber nach der Lektüre bleiben ein wenig Unbehagen und einige interessante Denkanstöße.

Fazit: Ein solide konstruierter Thriller mit einem ausgefallenen Thema, das zum Nachdenken anregt!

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Auf 3sat gibt es ein kurze Videorezension (1:55 Min)