Dieses Buch habe ich zum Nikolaus geschenkt bekommen und es gleich an einem Abend ausgelesen. Es ist mit 136 Seiten schmal und auch nicht ganz klein gedruckt – da gelingt das schon mal!
Ich greife hier gerne wieder auf den Verlagstext des Fischer Verlages zurück: „Toby Markham, in seiner Freizeit leidenschaftlicher Reisender und Tierfotograf, erwacht in einem unbekannten Raum. Eben noch stand er voll im Leben, erfolgreich und angesehen, nun kann er sich kaum bewegen. Um ihn herum Menschen mit seltsamen Namen, die ihm nicht wohlgesinnt scheinen. Sie klagen ihn an: Toby soll an einer unvorstellbaren Katastrophe Schuld haben. Wo ist er bloß gelandet? Was kann er zu seiner Verteidigung vorbringen? Und was hat das Dugong damit zu tun – diese freundliche Seekuh, die wie so viele andere bedrohte Arten auf Rettung hofft?“ (© Fischer Verlage)
Von John Ironmonger kannte ich bereits „Der Wal und das Ende der Welt“, das ich gehört und das mich zwiespältig zurück gelassen hatte. Alerdings, das muss ich sagen, kam es mir in den letzten beiden Pandemiejahren immer wieder in den Sinn – erzählt es doch auch von einer Pandemie und ihren Folgen. Zwar deutlich düsterer, aber dennoch erinnerte mich manches, was wir derzeit erleben, an diesen Roman.
Nun nimmt sich John Ironmonger DAS große Thema unserer Zeit vor: Die Klimakrise und ihre Folgen, nicht nur für uns Menschen, sondern für die Natur insgesamt. Er konstruiert eine Zukunft, in der nur wenige Menschen die Klimakatastrophe überlebt haben und die nun versuchen, diejenigen, die Verantwortung dafür tragen, zur Rechenschaft zu ziehen. Das tun sie, indem sie Toby Markham vor ein Gericht stellen, das ihn anklagt, Schuld am Tod von Milliarden Menschen und Lebewesen zu tragen, weil er nichts gegen die sich abzeichnenden Veränderungen im Klima getan hat. Es geht also, wie in Prozessen, die wir auch heute in Fragen der Schuld an Holocaust oder an Kriegsverbrechen kennen, darum, ob ein Individuum Schuld an einer kollektiv verursachten Katastrophe tragen kann.
Ich gebe zu, daß ich ein wenig skeptisch war, schließlich sind Bücher wie „Der Alchimist“ oder „Die Möwe Jonathan“ nicht so ganz mein Fall. Trotzdem habe ich das Buch mit Anteilnahme gelesen, denn Ironmonger schafft sehr geschickt eine Spannung, die mich dann doch gepackt hat. Und er erzählt seine Geschichte absolut logisch und stringent, bis hin zum Ende, das mit einem erwartbaren Urteil endet, aber dennoch eine Überraschung birgt. Im Grunde genommen geht es um die Frage, die in vielen Diskussionen gestellt wird: Lohnt es sich denn eigentlich überhaupt, sich als Einzelperson umweltbewusst zu verhalten, Plastikmüll einzusparen, über den Skiurlaub oder Flugreisen nachzudenken oder darüber ob ein Auto wirklich nötig ist, wenn doch in anderen Ländern, weit weg, hemmungslos Plastik verbraucht wird oder die Luft durch veraltete Kraftwerke oder Autoabgase viel mehr verschmutzt wird als hier bei uns? Eine Antwort gibt uns Ironmonger nicht, aber seine Meinung ist klar und regt seine Leserschaft mit Sicherheit dazu an, über diese Themen noch einmal anders nachzudenken, indem er sie in einen Perspektivwechsel zwingt.
Fazit: Trotz Skepsis zu Beginn, trotz einer gewissen Schlichtheit auf den ersten Blick war diese eine Lektüre, die mich bereichert und in meiner Grundhaltung bestärkt hat. Es ist, wie der Untertitel sagt, wirklich eine Geschichte für unsere Zeit!
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