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Perfekte Urlaubslektüre auf der Tiroler Urlaubsleseterrasse! (© Foto: Susanne Martin)

Claire Keegan ist eine echte Entdeckung für mich und so musste ich natürlich dieses soeben im Steidl Verlag erschienenes Buch auch lesen. Und wie bei den anderen Büchern von ihr, bin ich auch von diesem begeistert.

Nur knapp 50 Seiten benötigt sie, um die Geschichte einer gescheiterten Beziehung zu erzählen: An einem Sommertag in Dublin, sitzt Cathal im Büro und arbeitet lustlos an seinem Budgetplan, sein Chef drängt ihn, rechtzeitig Feierabend zu machen, eine Kollegin fragt ihn, ob alles ok ist – wir merken, das ist es nicht. Aber  erst als wir Cathal in den Bus in sein Heimatdorf begleiten und ihm gegenüber eine junge Frau Platz nimmt, deren Parfüm einen Duft verströmt, wie ihn sicher Tausende Frauen verströmen, ahnen wir, was ihn beschäftigt: Er beginnt er sich zu erinnern und wir erfahren von seiner Liebe zu Sabine, der „Frau, mit der er hätte leben können, wäre er ein anderer Mann gewesen“ wie es im Klappentext des Verlages heißt. Fast 2 Jahre war er mit ihr zusammen, sie schielt ein wenig, kocht gut und es gefällt ihr offensichtlich in Arklow. „Warum heiraten wir nicht?“ fragt Cathal eines Tages und nach kurzem Zögern stimmt Sabine zu. Das ändert alles, denn Sabine zieht nun zu Cathal und sie nimmt sich ihren Raum, viel zu viel für Cathals Geschmack. Und überhaupt gibt sie zuviel Geld aus und will zumindest über die Hälfte mitbestimmen. Wir ahnen es fast von Anfang an: Das kann nicht gutgehen.

Es ist ganz großartig, wie es Claire Keegan gelingt, ihre Leser:innen von Beginn an in die Geschichte hineinzuziehen. Mich hatte sie schon auf der ersten Seite mit dem Satz „So vieles verlief reibungslos, ungeachtet des Gewirrs menschlicher Enttäuschungen und des Wissens, dass alles einmal enden muss.“ Das sagt eigentlich auch schon alles über den Inhalt der Erzählung, in der eben nicht alles reibungslos verläuft und deren Thema eine große Enttäuschung und ein Ende sind. Dabei erweist sie sich auch dieses Mal als Meisterin der Erzählweise, alles aus der Perspektive eines Menschen, in dem Fall Cathal, zu erzählen, ihn dabei jedoch nur durch seine Handlungen und Gedanken zu charakterisieren, ohne für ihn Partei zu ergreifen. Wir lernen ihn als Mann kennen, der sparsam bis geizig und in seinem tiefsten Inneren zutiefst frauenfeindlich ist. Dazu kommt der meisterhafte Gebrauch einer vollkommen verknappten Sprache. In wenigen Worten kann sie Stimmungen erzeugen, für das große Missverständnis zwischen Sabine und Cathal braucht sie nur wenige Sätze, mit denen sie den Einzug Sabines in Cathals Haus beschreibt: „Ich habe einfach nicht gedacht, dass es so sein würde, das ist alles“, sagte er. Ich habe gedacht, du bist hier und isst mit mir zu Abend, und ich wache mit dir auf. Vielleicht ist es einfach zu viel Wirklichkeit.“ (S. 38) Gegen Ende des Buches, beginnt man als Leser:in auch zu ahnen, was es mit diesem Tag in Cathals Leben, an dem die Erzählung spielt, auf sich haben könnte. Und mit dem letzten Satz erschließt sich auch der Titel, der vom Verlag sehr gut gewählt ist.

Fazit: Ein großartiges Buch, das lange in mir nachhallte –  inhaltlich, sprachlich und noch dazu in wunderbarer Gestaltung. Absolute Leseempfehlung!

Wenn Sie Lust bekommen haben, das Buch zu lesen, können Sie es im Vaihinger Buchladen bestellen oder herunterladen. Der Link führt direkt zum Titel im Shop.

Eine Leseprobe finden Sie hier

Einen schönen Film über die Autorin und ihre Bücher können Sie auf arte anschauen – eine knappe Viertelstunde, die sich lohnt! (Video, 13.53 Min, verfügbar bis 29.1.2026)