Gastrezension: „In der Falle“ von Marko Leino
Mein Fazit vorab: Wer die Polarnacht und Aki Kaurismäki mag, wer als Pessimist mit absoluter Ausweglosigkeit kein Problem, sondern einen treuen Begleiter hat, wer also mit Schopenhauer der Meinung ist, alles Leben sei Leiden, dem sei Leinos Roman wirklich empfohlen. Allen anderen sei gesagt, dass sie schon sehr viel Interesse an Literatur aufbringen müssen, um sich „In die Falle“ zu begeben und da erst am Ende wieder rauszukommen.
Womit haben wir es zu tun? Mit einem tiefschwarzen Kriminalroman, voller überraschender Wendungen und immer wieder unglaublich komisch, wie es der Einband vorgibt? In meinen Augen eher mit einer Ansammlung saufender Finnen und skrupelloser Russen (woher kennt man diese simplen Bilder nur?). Mit Drogenschmuggel und Drogenkonsum, was ja auch nicht eben neu ist. Mit miesen Kleinkriminellen, die an noch mieseren Kriminellen scheitern, die wiederum auf noch weitaus miesere Großkriminelle treffen, die dann… Also mit einer geschlossenen Spirale der Gewalt: je höher die kriminellen Kreise, desto brutaler und verschlagener die Akteure. Keine wirklich überraschende Wendung…
„In der Falle“ heißt bei Leino, dass es immer noch einen größeren Raubfisch gibt, der den nächst kleineren frisst. Dass der vermeintliche Silberstreif am Horizont entweder nur ein gefährliches Elmsfeuer oder ein harmloses Polarleuchten ist. Dass es verkrachte, bedauernswerte Existenzen nicht nur bei den Bösen, sondern auch bei den Guten gibt. Aber, so frage ich mich, ist es das, was der Autor seinen Lesern vermitteln will? Was war der Impetus, was ist die Botschaft? Die Welt ist schlecht und du kannst nichts dagegen tun?
An Leinos sprachlichen Gewandtheit liegt es sicher nicht, wenn ich auf diese Frage keine Antwort gefunden habe. Eher wird es an mir liegen, wenn ich „In der Falle“ nicht als modernes Stück über kausalen Determinismus verstehe oder diesem Buch auch nicht Nietzsches autoritäre Ethik zu Grunde legen will. Vielleicht bin ich auch zuwenig Finne. Wie auch immer, keine Empfehlung von mir.
Thomas Wolter
Wenn Sie eine andere Meinung haben (oder aber zustimmen), freuen wir uns auf Ihren Kommentar.
Das Buch in der Schiller Buchhandlung bestellen