Die Qual der Wahl: Der Vorlesewettbewerb – Bundesentscheid
Jedes Jahr findet er statt, der Vorlesewettbewerb, und er ist immer spannend und schön und ein Beweis, dass die Kinder heute sehr wohl lesen!
Dieses Jahr hatte ich zum ersten Mal die Ehre, Mitglied der fünfköpfigen Jury zu sein, die eines der Kinder als Vertreter von Baden-Württemberg nach Berlin zum Endausscheid schicken würde.
Zwölf Kinder zwischen 10 und 12 Jahren hatten sich also am 6. Mai im Wilhelma Theater eingefunden, mit Familie, Freunden, Unterstützern und Lieblingsbüchern, aus denen sie vorbereitete Textstellen lesen würden. Mein erstes Highlight war schon die Titelauswahl: Frank Cottrell Boyce war mit „Meisterwerk“ und „Galaktisch“ vertreten, Andres Steinhöfels „Rico, Oskar und der Diebstahlstein“ war genauso dabei wie „Der kleine Lord“ von Francis H. Burnett und „Der Junge im gestreiften Pyjama von John Boyne, Walter Moers’ „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“ kamen ebenso zum Zug wie „Men in Black“ (ja, das Buch zum Film!). alles in allem lauter tolle Lieblings- und Herzensbücher von mir! Und natürlich waren meine Erwartungen dann entsprechend hoch. Aber was soll ich sagen? Sie wurden übertroffen!
Schon dadurch, dass mehr Jungs als Mädchen antraten (7 Jungs, 5 Mädchen, wer hätte das gedacht?!). Aber vor allem durch die Vorlese-Qualität jedes Einzelnen! Einige hätte ich sofort als Hörbuchsprecher eingestellt, wenn ich was zu sagen gehabt hätte. Da wurde uns Juroren die Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht. Zum Glück – so dachten wir – gibt es ja noch den zweiten Teil, in dem jeder 3 Minuten einen zuvor unbekannten Text zu lesen hatte. Das, so dachten wir, würde uns einen eindeutigen Gewinner, eine eindeutige Gewinnerin bescheren.
Aber Pustekuchen! Selbst eine Teilnehmerin, die blind war und den Text in Blindenschrift bekam, las nicht nur fast fehlerfrei, sondern auch noch mit hervorragender Betonung! So wie auch alle ihre Mitbewerberinnen und Mitbewerber.
Am Ende war es eine ganz knappe Entscheidung für unseren Gewinner Nils L. und – es klingt nach einer Floskel, aber es ist wahr – für elf großartige zweite Plätze. Sie waren alle großartig! Ich hoffe sehr, dass ich im nächsten Jahr wieder in den Genuss und die Bredouille komme, dabei zu sein und einen Sieger oder eine Siegerin wählen zu müssen. Ich hätte sie ale nach Berlin geschickt!
Text und Bilder: Kati Fräntzel