„Der große Plan“ – Wolfgang Schorlau präsentiert seinen neuen Krimi in der Alten Reithalle
Eigentlich war schon alles fix: Im November 2017 sollte der neue Fall für Georg Dengler herauskommen und am 17. Januar wollte Wolfgang Schorlau ihn auf Einladung der Schiller Buchhandlung in Vaihingen präsentieren. Ich war erfreut, daß ich die Tradition kurz vor der Schließung der Buchhandlung noch einmal fortsetzen konnte. Aber es kam anders: Im Laufe seiner Recherchen vor Ort in Griechenland wurden dem Autor und seinem Detektiv Georg Dengler klar, daß ein wesentlicher Aspekt im Buch bisher nicht berücksichtigt war: Das deutsch-griechische Verhältnis, besonders das in der Zeit des 3. Reiches. Nach einem mehr als unangenehmen Telefonat mit seinem Lektor erhielt Wolfgang Schorlau noch mehr Zeit für Recherche und Schreiben – für uns war der Tag des Erscheinens am 8.3.2018 jedoch leider zu spät.
Aber was soll’s – so etwas gehört dazu und die Erklärung von Wolfgang Schorlau am Abend der Buchpremiere war durchaus nachvollziehbar: Er wusste, wie die meisten von uns sicher such, daß die Deutschen während der Besatzung Griechenlands in den 40er Jahren nicht gerade zimperlich vorgegangen sind. Aber das ganze Ausmaß ist hierzulande doch weniger bekannt: Das Land wurde wirtschaftlich systematisch ausgesaugt, was eine Hungersnot im Winter 1941/42 zur Folge hatte, an der tausende, wenn nicht gar hunderttausende starben. Zudem nahm Deutschland hohe Staatsanleihen in Griechenland auf, die bis heute nicht zurückbezahlt wurden. Kein Wunder, so Schorlau, daß sich die Griechen gerade von den Deutschen nicht noch einmal sagen lassen wollen, wie sie zu wirtschaften haben. Und damit kam ein wesentliches Element hinzu, das unbedingt bei einer Ermittlung im Sumpf der „Griechenlandrettung“ berücksichtigt werden musste – Erscheinungstermin hin oder her, da waren sich Schorlau und Dengler einig.
Bei der Buchpremiere am 8.3.2018 in der Alten Reithalle in Stuttgart erzählte Wolfgang Schorlau im Gespräch mit Max Herre jedoch nicht nur über das spezielle Verhältnis zwischen Griechen und Deutschen, sondern stellte auch die Ermittlungen Denglers vor, der eine entführte Mitarbeiterin des Auswärtigen Amtes finden soll. Und weil Dengler immer zuerst nach den Motiven für eine Tat sucht, stellt er rasch fest, daß eben jene entführte Anna Hartmann bei der Troika mitarbeitete. Mit Hilfe von Denglers Sohn Jakob, der mittlerweile in Berlin BWL studiert, arbeiten sich Dengler und seine Freunde in die hochkomplexe Materie des Geldes und der Geldwirtschaft ein. Wolfgang Schorlau gab seinen 800 Gästen einen Einblick in das, was die Ermittler herausgefunden haben – Ausführungen, die seinen Zuhörer*innen höchste Konzentration abforderten. Ich war sicherlich nicht die Einzige, die entsetzt war.
Natürlich gab es auch Kostproben aus dem Roman und dabei kam auch der Humor nicht zu kurz. Und es gab eine Premiere während der Premiere: Max Herre und Wofgang Schorlau lasen ein Kapitel mit verteilten Rollen. Max Herre gab im Gespäch mit Dengler einen Griechen, der dem Privatdetektiv und seinen Landsleuten den Spiegel vorhält.
Nach gut 1 1/2 Stunden war Schluß – das Publikum stürmte den Büchertisch und wohl dem, der seine Bücher schon vorher erworben hatte! Die Wartezeit in der Schlange , die sich durch die Lobby des Hotel Maritim zog, verkürzte sich dadurch erheblich!
Ein gelungener und anregender Abend, dem nun die Lektüre folgen wird, auf die ich sehr gespannt bin!
Text: Susanne Martin, Bilder: Frauke Ehlers und Susanne Martin
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Bericht über die Buchpremiere in den Stuttgarter Nachrichten
Gespräch mit Wolfgang Schorlau über seinen Roman in SWR 2