Besuch bei „Literatur im Foyer“ mit Donna Leon
Erinnern Sie sich noch? Das war am 7. Oktober 1998 in Stuttgart-Vaihingen. Donna Leon hatte gerade ihren 6. Kriminalroman „Sanft entschlafen“ vorgestellt und signierte geduldig die am Büchertisch erworbenen Bücher. 250 Gäste waren begeistert vom charmanten, humorvollen Auftreten der amerikanischen Bestsellerautorin und für mich war dieser Abend ein absolutes Highlight in meinem langen Buchhändlerleben.
Als wir nun vom Diogenes Verlag eine Einladung zu einem Auftritt von Donna Leon in der Alten Reithalle erhielten, war es keine Frage, daß wir uns das nicht entgehen lassen wollten, auch wegen des besonderen Ambiente des Veranstaltungsraumes. Und so machten sich vier Schillerfrauen auf in die Stadt um zu prüfen, ob wir Donna Leon 14 Brunettifälle später noch wiedererkennen würden.
Und wir wurden nicht enttäuscht: Wir erlebten eine Autorin, die zwar ein paar graue Haare mehr hatte als damals, die aber mit Thea Dorn ebenso charmant, und humorvoll über 20 Jahre Commissario Brunetti, Venedig und Italien plauderte wie vor 14 Jahren mit uns. Barbara Stoll las 2 Kapitel aus dem neuen Buch „Reiches Erbe“.
Was uns vorher gar nicht so klar gewesen war: Wir waren in die Aufzeichnung der Sendung „Literatur im Foyer“ geraten und zwar gleich in eine Doppelfolge! Denn nachdem es in der ersten Gesprächsrunde vor allem um die Kriminalromane von Donna Leon ging, stieß im zweiten Teil der Veranstaltung der Journalist Dirk Schümer zu den beiden Frauen auf der Bühne und man sprach über Donna Leons große Leidenschaft, die Musik von Georg Friedrich Händel. Sie hat nicht nur ein Buch über Tiere in Händels Opern geschrieben, sondern sie investiert die Honorare aus ihren Büchern in die Zusammenarbeit mit zwei Orchestern und für Reisen zu den diversen Händelfestivals in Europa. Als Thea Dorn sich als „Wagnerianerin“ outete schüttelten die überzeugten „Händelianer“ Leon und Schümer nur missbilligend den Kopf. Die musikalischen Beiträge (4 Arien aus Händelopern und eine Arie von Vivaldi), dargeboten von Mitgliedern des Stuttgarter Opernensembles brachten dem Publikum die Musik des großen Kompnisten nahe.
Neben dem sehr unterhaltsamen Gespräch war es für uns auch sehr faszinierend, einmal live zu erleben, wie das so geht bei einer Fernsehaufzeichnung: Applaus nach dem Signal der Aufnahmeleiterin (erstes kräftiges Klatschen), eine Kamera, die uns immer wieder den Blick auf Donna Leons Rücken verstellte (zum Glück stand direkt neben uns ein Bildschirm) und die Bitte, zur Pause nicht sofort aufzustehen, sondern auf ein entsprechendes Zeichen zu warten. Ach ja und zuhören taten wir mit Kopfhörern, denn Saalmikrofone hätten zu Rückkopplungen geführt.
Am Ende des Abends bot sich uns das gleiche Bild wie vor 14 Jahren: Eine lange Schlange vor dem Tisch einer Autorin, die geduldig ihre Signatur in die vorgelegten Bücher setzte und sich bei jedem Besucher mit „Thanks for coming“ bedankte.
Danke an den Diogenes Verlag, der uns diesen Abend ermöglichte!
Die beiden Sendungen werden übrigens am 14.6. 2012 und 24.6. 2012 jeweils um 23.45 Uhr im SWR Fernsehen ausgestrahlt. Wenn Sie an diesen Terminen keine Zeit haben, können Sie die Folgen in der Mediathek nachschauen.
Text: Susanne Martin, Bilder: Rolf Albrecht und Susanne Martin
Das war ein schöner Abend und tatsächlich ein Highlight. Ich finde, der Gerechtigkeit halber müsste die Bloggerin mit dem langen Buchhändlerinnen Leben auch noch ein Bild von sich mit einstellen. Vielleicht mit dem neuen Brunetti in der Hand.