Backstage bei der Schiller Buchhandlung – Ein Praktikumsbericht in 2 Akten. 1. Akt
Eine Buchhandlung kennt man normalerweise nur als Kunde. Man stöbert etwas in den Regalen, liest sich in Bücher ein, lässt sich beraten oder holt eine Bestellung ab. Dass einiges an Organisation dahinter liegt, bekommt man nicht wirklich mit. Mich hat interessiert, wie so ein Laden überhaupt funktioniert. Bestellt man die Bücher nur nach Bestellerlisten? Woher wissen die Mitarbeiterinnen immer, ob ein Buch auf Lager ist oder nicht? Was passiert mit Büchern, die kaputt sind oder niemand kaufen will? Hat man direkt mit den Verlagen Kontakt?
Deswegen habe ich mich entschieden mein BOGY, ein einwöchiges Praktikum im Gymnasium um Berufe näher kennen zulernen, das in meiner Schule in der zehnten Klasse durchgeführt wird, in der Schillerbuchhandlung zu machen. Es hat mich gereizt, in einem vertrauten Umfeld mal „hinter die Kulissen“ zu schauen. Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn meines Praktikums erwartet hatte, dass der Alltag hier vordergründig im „Ladenteil“ stattfindet. Kunden beraten und dergleichen. Schon an meinem ersten Tag habe ich aber mitbekommen, dass ab und zu von den Verlagen Vertreter vorbeikommen und ihre Ware vorstellen. In den Sesseln, in denen man sonst so gemütlich sitzt und schmökert, werden über Bestellzahlen und Probeexemplare diskutiert. Für die ganzen Neuerscheinungen gibt es nämlich Kataloge oder Broschüren, in denen die Bücher abgebildet und vorgestellt werden. Schon die schiere Menge davon hat mich erschreckt. Zugegeben, ein Landkartenverzeichnis ist nicht das spannendeste. Wirklich jede Neuerscheinung von dem jeweiligen Verlag ist enthalten. Schwer da nicht den Überblick zu verlieren.
Apropos Überblick. Wer nicht gut mit Zahlen jonglieren kann oder nicht genau lesen und abtippen kann, für den ist die Buchhaltung mit Sicherheit nichts. Ich wusste nicht, dass die Schillerbuchhandlung eine eigene „Buchhalterin“ hat. Alle Belege und Rechnungen und Kontoauszüge (und andere Sachen, die ich mir nicht merken konnte) werden in den Computer eingegeben und verarbeitet. Die Zahlen von Kasse werden mit den Zahlen, die es eigentlich sein sollten, verglichen. Wenn etwas nicht stimmt, dann kann es schon mal Stress geben.
Wer öfters in die Schillerbuchhandlung kommt, weiß, dass hier regelmäßig umdekoriert wird. Neue Dekoration wird meist ebenfalls von den Buchlieferanten geliefert, Teile der alten Deko werden in den Keller gepackt. Die passenden Bücher will man natürlich aber trotzdem finden. Deswegen werden die einzelnen Regale alphabetisch sortiert. Wenn Sie einmal bemerken, dass etwas nicht so ganz passend eingeräumt ist; ich habe es selbst probiert und es ist wirklich schwerer als man denkt. Ich würde mir nicht zutrauen, das immer so zuverlässig hinzubekommen. Zudem kennen die Mitarbeiterinnen hier die Bücher wirklich gut und lesen sie auch selber. Die Schrägauslagen mit den Lesetipps sind nur eine kleine Auswahl der Tipps, im Verkaufslager gibt es noch viele weitere.
Im Abholfach hinten im Arbeitsraum stehen auch die Bücher, die Sie am einem Tag bestellen und am nächsten abholen können. Jeden Morgen oder besser gesagt jede Nacht werden von drei verschiedenen Lieferdiensten Pakete oder Kisten geliefert. Die dürfen jeden morgen aufgemacht, kontrolliert, eingescannt und eingebucht, und sortiert oder eingeräumt werden. Wenn man die Kartons und auch noch das Füllmaterial alles aufheben würde, dann wäre der Laden bald nicht mehr normal zu betreten. Manche Lieferanten polstern ihre Pakete auch mit Schlagsahnekartons und ähnlichen merkwürdigen Dingen. Wenn ein Buch trotz der besonderen Polsterung einmal kaputt ankommt, dann besteht die Möglichkeit es zurück zu schicken. Dann bekommen die Lieferanten ihre tollen Verpackungen wieder zurück.
Sandra Ehrenfeuchter