Jam hat keine Lust auf das neue Internat. Sie hat auch keine Lust auf ihre alte Schule. Genaugenommen hat Jam auf gar nichts mehr Lust, seit Reeve, ihre erste große Liebe, nicht mehr da ist. Weil ihre Eltern es aber für keine gute Idee halten, dass Jam den Rest ihres Lebens trauernd im Bett verbringt, haben sie sie auf diesem speziellen Internat angemeldet, auf dem man geübt ist im Umgang mit traumatisierten Jugendlichen.
Lustlos und gleichgültig besucht Jam dort ihre Kurse, bis sie die erste Stunde bei Mrs. Q. hat. Mrs. Q. gibt einen Literaturkurs, in dem immer nur ein einziges Buch gelesen wird (jedes Jahr ein anderes) – und die Schülerinnen und Schüler sind stets von ihr handverlesen und nie mehr als fünf oder sechs. In diesem Kurs lesen Jam und ihre Mitschüler „Die Glasglocke“ von Sylvia Plath – ein Werk, zu dem Jam überraschend schnell Zugang findet. Doch Mrs. Q. liest nicht nur das Buch mit ihnen, sie hat auch jedem im Kurs ein Tagebuch geschenkt und allen als Hausaufgabe aufgetragen, mindestens einmal pro Woche hineinzuschreiben.
Zunächst vermutet Jam dahinter nichts weiter als ein Lesetagebuch oder eine therapeutische Maßnahme, doch als sie zum ersten Mal in das Tagebuch schreibt, gelangt sie in eine kleine heile Welt – nach Belzhar. Dort ist Reeve am Leben und immer noch ihr Freund, dort ist alles gut und nichts verändert, die Zeit ist einfach stehen geblieben.
Auch Jams Mitschüler aus dem Literaturkurs erleben ähnliches, wenn sie in ihre Tagebücher schreiben. Können sie dort wieder glücklich werden? Können sie in der Welt von Belzhar bleiben und die reale Welt hinter sich lassen, das Leid, das jeder von ihnen mit sich herumträgt? Denn eines ist gewiss: irgendwann werden sie die letzte Seite ihrer Tagebücher beschrieben haben und dann müssen sie entscheiden, ob sie in Belzhar bleiben wollen oder sich der wirklichen stellen.
Meg Wolitzer hat ein unglaublich feinfühliges Buch über und für Teenager geschrieben, ob sie nun selbst etwas Traumatisches erlebt haben oder nicht. Ihre Charaktere sind so real, dass es beim Lesen fast schmerzt, die Reise durch Belzhar mit ihnen zu machen und man fragt sich unwillkürlich selbst: Was würde ich tun, wenn mir der Weg zu einem Belzhar offenstünde? Fesselnd und ohne Kitsch, sondern mit viel Sensibilität beschreibt Wolitzer das Gefühlsleben der Jugendlichen und ermöglicht so auch erwachsenen LeserInnen einen tieferen Zugang zu ihnen.