Dieses Buch hätte ich nicht gelesen, wenn es nicht in einem Lesekreis zur Lektüre bestimmt worden wäre. Ich hatte schon einiges über den Autor Michel Houellebecq gehört und das, was ich gehört hatte, hatte mich nicht gerade animiert. Aber gerade deswegen gehe ich ja in meine beiden Lesekreise: Es ist immer gut, sich aus seiner (Lese)Blase auch mal rauszubewegen!

Der Inhalt

Houellebecq erzählt in ›Unterwerfung‹ die Geschichte des Literaturwissenschaftlers François. Der Akademiker forscht im Frankreich einer sehr nahen Zukunft zu dem dekadenten Schriftsteller Huysmans, der ihn sein Leben lang fasziniert. Zugleich verfolgt er die Ereignisse um die anstehende Präsidentschaftswahl: Während es dem charismatischen Kandidaten der Bruderschaft der Muslime gelingt, immer mehr Stimmen auf sich zu vereinigen, kommt es in der Hauptstadt zu tumultartigen Ausschreitungen. Als schließlich ein Bürgerkrieg unabwendbar scheint, verlässt François Paris ohne ein bestimmtes Ziel. Es ist der Beginn einer Reise in sein Inneres. (Klappentext des Dumont Verlages)

Meine Meinung

Ich gebe es zu: Besonders motiviert war ich nicht, dieses Buch zu lesen und nach den ersten 50 Seiten hätte ich fast aufgegeben. Zu fremd war mir die universitäre Welt des Literaturwissenschaftlers Francois und sein Forschungsgegenstand, der französische Schriftsteller Joris-Karl Huysmans (und ganz ehrlich, er interessierte mich auch nicht). Und die Sicht des ältlichen, unter mangelnder Libido leidenden Hauptprotagonisten auf die Frauen hat mich nicht nur genervt, sondern auch richtig geärgert. Ich lernte zwar bei meinen Mitdiskutantinnen, daß das alles ironisch gemeint sei – ich habe diese Ironie jedoch im ganzen Roman nicht wahrgenommen.

Ich las aber doch weiter, denn das politische Szenario, das Houellebecq dann entwarf, fand ich interessant und spannend. Der Islam ist in Frankreich als früherer Kolonialmacht noch einmal ganz anders präsent als in Deutschland und es wird ein gutes Bild der gespaltenen französischen Gesellschaft gezeichnet. Gerade in diesen unruhigen Zeiten finde ich Gedankenspiele, wie sie hier geschildert werden, anregend und Houellebecq tut das gut lesbar. Man mag die Vorstellung, daß sich Linke mit einer muslimischen Partei zusammentun, um den Front National zu verhindern, absurd finden, aber wir erleben ja momentan so manches, was uns ebenso absurd vorkommt.

Leider empfand ich es jedoch so, daß gerade diese politische Geschichte nicht wirklich konsequent auserzählt wird. Es blieben Leerstellen und auch das Ende war mir dann doch etwas zu simpel.

Fazit: Wahrscheinlich ist es tatsächlich so, daß mir der wahre Zugang zu diesem Roman verschlossen blieb – dieses Mal half mir auch der Lesekreis nicht weiter. So etwas soll es geben und nun weiß ich wenigestens aus eigenem Erleben, daß Michel Houellebecq nie zu meinem Lieblingsautor werden wird!

Hier können Sie in’s Buch reinlesen

Eine lesenswerte Rezension, die auch auf die Ironie von Houellebecq eingeht, können Sie hier lesen

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