Ein Krimi, der in den Weinbergen von Stuttgart angesiedelt ist, in denen wir früher oft spazieren gingen, das schien mir eine schöne Abwechslung meiner Krimilektüre und ich bedanke mich beim Gmeiner Verlag, der mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.
Der Verlag beschreibt den Inhalt so: „Ein toter Winzer führt die beiden Kommissare Jonas und Bauer in das beschauliche Örtchen Uhlbach am Rande von Stuttgart. Der vermeintliche Täter ist schnell ausgemacht – zu schnell? Kommissar Frank Jonas ist trotz der erdrückenden Indizienlast von der Unschuld des Verdächtigen überzeugt. Er beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und stößt auf Ungeheuerliches. Denn das Motiv für den Mord liegt weit zurück. Nach und nach nimmt der Fall eine Wendung, mit der keiner gerechnet hat.“ (© Gmeiner Verlag)
Schon lange habe ich mich über ein Buch nicht mehr so geärgert wie über dieses. Ich bin ganz gewiß nicht mit der Erwartungshaltung herangegangen, daß ich hier einen Krimi lesen werde, der auf der Krimibestenliste landen würde, aber ich erwartete schon einen soliden Krimi mit Lokalkolorit. Leider wurde ich in dieser Erwartungshaltung sehr enttäuscht.
Der Kriminalfall hätte das vielleicht sogar hergegeben, denn der Mord, um den es geht, führt die ermittelnden Kommissare und damit auch uns Lesende ins Wengertermileu des Stuttgarter Ortsteils Uhlbach und der Lokalkolorit, den ich erwartet hatte, war durchaus da. Der Hintergrund, vor dem der Mordfall spielt, hätte durchaus Potential gehabt, wenn Hendrik Scheunert sich die Mühe gemacht hätte, ein wenig tiefer in die Genossenschaftsstrukturen und Feinheiten des Weinbaus einzudringen und seine Spuren nicht ganz so offensichtlich auszulegen. Auch Sätze wie „Zu diesem Zeitpunkt ahnte er nicht, dass bald etwas dem Fall eine entscheidende Wendung geben würde“ haben für mich nicht zur Spannungssteigerung beigetragen.
Überhaupt fragte ich mich, ob dieses Buch eigentlich ein Lektorat gesehen hat oder ob der Verlag es 1:1 aus dem epubli – Verlag übernommen hat, in dem der Krimi unter dem Titel „Mord am Götzenberg“ 2020 erschienen ist. Das beginnt damit, daß in der Autoreninfo zu lesen ist, daß er in einem Haus (!) am Rand von Stuttgart wohnt. Wie ungewöhnlich. Im weiteren Verlauf wiederholen sich Informationen zu Eigenheiten der Kommissare wie z.B. die Feststellung, daß einer von ihnen von seinen für den Gebrauch eines Notizbuches belächelt wird. Für den Fall, daß ich das vergessen habe, werde ich nicht einmal 30 Seiten fast wortgleich noch einmal daran erinnert. Walter Riegelgraf, der Rechtsmediziner in diesem Fall, wird im ersten Kapitel mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde eingeführt, 70 Seiten später werde ich noch einmal darauf aufmerksam gemacht, daß er Rechtsmediziner ist. Auch mit den Zeitformen verheddert sich Hendrik Scheunert ab und an und das „investigative Gen“ seiner Kommissare schlägt regelmäßig an. Hier hätte ein Lektorat, das auf diese Mängel aufmerksam gemacht hätte und die Handlung insgesamt auch noch gestrafft hätte, vielleicht einiges retten können.
Von diesen sprachlichen und stilistischen Mängeln abgesehen, blieb für mich auch seine Ermittlergruppe blass und voller Stereotype. Erst im letzten Viertel kam dann ein wenig Spannung auf. Auch wenn ich den Mörder schon zu Recht frühzeitig im Verdacht hatte, war es dann doch nicht ganz so, wie ich das zu Beginn vermutet hatte.
Fazit: Vielleicht geht es Ihnen anders mit der Lektüre – ich jedoch konnte diesem Buch leider nichts abgewinnen. Schade!
In der Cannstatter Zeitung erschien zum ersten Erscheinen des Krimis im epubli-Verlag diese Rezension
Eine Leseprobe, in der Sie sich einen Eindruck vom Stil des Buches machen können, finden Sie hier.
Wenn Sie das Buch selbst lesen möchten, können Sie es in den beiden Vaihinger Buchhandlungen buch+musik oder Vaihinger Buchladen bestellen oder herunterladen. Die Links führen direkt in die jeweiligen Webshops.