Dieser Thriller interessierte mich für meine Juryarbeit für die Stuttgarter Kriminächte und ich bedanke mich beim Benevento Verlag für das Rezensionsexemplar. Mich reizte an dem Buch unter anderem, dass der Autor in seinem Vorleben beim SEK der Polizei gearbeitet hat und im Rahmen seiner Arbeit dort auch mit dem britischen Special Air Service und dem israelischen Geheimdienst Mossad Kontakt hatte. Ich versprach mir von der Lektüre, dass das in die Handlung einfließende Insiderwissen sie ein Stück weit realistisch macht.

Der Inhalt

Ich möchte den Inhalt nicht zu detailliert beschreiben, denn sonst verrate ich womöglich zuviel. Deshalb greife ich auf die Inhaltsangabe des Verlages zurück:

„Die Kanzlerkandidatin verspricht eine großartige Zukunft und den Wahlsieg – doch dann tauchen Ungereimtheiten in ihrer Geschichte auf. Zeitgleich sterben mehrere Menschen unter mysteriösen Umständen. Alles nur Zufall oder Teil eines Plans, um das Netz aus Betrug und Lügen zu schützen?

Als ein junger deutscher Historiker in der Nähe von Warschau tot aufgefunden wird, glaubt seine Schwester Carla nicht an den kolportierten Selbstmord. Sie fängt an, Fragen zu stellen – und gerät damit selbst ins Visier der Verschwörung.“ (© Benevento Verlag)

Meine Meinung

Dieser Thriller ist wirklich sehr spannend zu lesen. Es beginnt mit einem Prolog im Polen des Jahres 1944 aus der Perspektive eines kleinen Mädchens. Jahrzehnte später gerät eine deusche Kanzlerkandidatin unter Druck, die in ihrer Dissertation aus den Tagebüchern ihrer polnischen Großeltern zitiert. Schnell wird klar, dass diese Tagebücher nicht von ihren Großeltern stammen und dass dieses, dem Roman seinen Titel gebende Plagiat, dazu führen könnte, ihre Chancen auf eine erfolgreiche Wahl zu schmälern. Die Geldgeber, die hinter ihr stehen, sehen ihre Agenda gefährdet und schrecken vor nichts zurück.

Wir Lesenden erleben die Geschehnisse hauptsächlich aus der Perspektive von Carla, deren Bruder Darian in Polen tot aufgefunden wurde. Sie ist Inhaberin einer IT-Berateragentur und lebt mit ihrem Hund in der Nähe von München. Sie ist außerdem eine leidenschaftliche Kletterin, deren Fitness und Erfahrung als Bergsteigerin im Laufe der Handlung entscheidend dazu beitragen werden, dass sie aus einer lebensgefährlichen Lage entkommen kann. Mit ihrem Bruder war sie seit dem Unfalltod der Eltern eng verbunden und sie zweifelt von Anfang an am vermeintlichen Selbstmord des Bruders, der ihr wenige Tage vor seinem Tod kryptische Nachrichten geschickt und offensichtlich Todesangst hatte. Klar ist, dass Darian an einem Gutachten gearbeitet hat, dessen Ergebnisse offensichtlich eine Gefahr für jemanden waren.

Immer wieder schiebt der Autor auch andere Handlungsebenen ein: Da ist Hanah Bibiolka, eine polnische Jüdin, die das Gutachten in Auftrag gab, an dem Darian gearbeitet hat, denn sie hat den Verdacht, dass die Tagebücher, die die junge deutsche Kanzlerkandiadatin als die ihrer Großeltern ausgibt, mit ihrer Familiengeschichte zu tun haben könnten. Bei ihren Recherchen wird sie vom Direktor des Warschauer Museums der Geschichte der Polnischen Juden unterstützt. Als dieser auf mysteriöse Weise ums Leben kommt, sucht sie Hilfe bei ihrem Schwiegersohn, der beim israelischen Geheimdienst arbeitet.  Kalev erkennt, daß dieses Gutachten noch mehr Menschen gefährden könnte.

Und wir sind dabei, wenn die Kanzlerkandidatin Wibke Jenssen mit ihren Geldgebern zusammentrifft, dem Internationalen Kommitee für Wirtschaft, Technologie und Fortschritt. Es berät nicht nur Politik, und führende Persönlichkeiten aus der Finanzwelt, sondern möchte Informations- und Biotechnologie miteinander verschmelzen. Bei diesem Kommittee dürfte das Weltwirtschaftsforum und seine transhumanistischen Visionen Pate gestanden sein. Diese Verquickungen von Wirtschaft, Idiologie und Politik wirkten auf mich nicht überzogen angesichts dessen, was wir seit einiger Zeit über derlei Manipulationen in der Presse lesen können.

Durch die Verschränkung der Handlungsebenen wird der Roman sehr spannend, denn wir Lesenden sind Carla und ihren Nachfoschungen stets einen Schritt voraus. Am Ende wartet der Thriller nicht nur mit einem spannenden Showdown, sondern auch einem überraschenden weiteren Motiv auf, das ich so nicht erwartet hätte. Auch die oben genannte Expertise kommt immer wieder ins Spiel: Raffiniert verschlüsselte Daten, abhörsichere Handys, eine minutiös geplante Befreiungsaktion am Ende des Romans – diese Szenarien wirkten auf mich ziemlich glaubwürdig. Lediglich das Ende war mir etwas zu kitschig, aber damit konnte ich insgesamt gut leben.

Fazit: Ein Buch, das nicht nur schön anzusehen ist, sondern das sich auch ausgesprochen gut und spannend liest! Der Autor schlägt dabei gekonnt einen Bogen zwischen aktuellem Zeitgeschehen und der dunklen Vergangenheit in den deutsch-polnischen Beziehungen.

In dieser Leseprobe können Sie sich einen Eindruck vom Stil des Buches machen

Wenn Sie Lust bekommen haben, das Buch zu lesen, können Sie es im Vaihinger Buchladen zur Abholung oder Download bestellen. Der Link führt direkt zum Buch im Webshop.