An die Vorschau zu diesem Film erinnere ich mich noch gut. Aber natürlich reichte es mal wieder nicht in’s Kino…. So schaute ich mir diesen bereits 2013 in den deutschen Kinos gezeigten Film halt wieder auf DVD an.
Paulette ist mit 80 Jahren noch rüstig. Das ist auch wichtig, denn ihre schmale Rente reicht kaum zum Leben und das Stöbern nach verfallenen Lebensmitteln in den Containern der Supermärkte oder anderen interessanten Gegenständen beim Sperrmüll erfordert immer wieder kräftige Durchsetzungskraft. Paulette lebt in einem heruntergekommenen Pariser Vorort und passt ab und zu auf ihren Enkel auf. Das tut sie nur sehr ungern, denn dieser ist farbig und Paulette hasst Ausländer, vor allem die mit anderem Aussehen. Eines Tages wird ihre Wohnung vom Gerichtsvollzieher ausgeräumt und Paulette muss sich überlegen, wie sie noch an einen Zusatzverdienst kommt. Durch einen Zufall landet sie im Drogenhandel und wird dort sehr erfolgreich……
Paulette ist eine durch und durch unsympathische Person und wird von Bernadette Lafont wunderbar dargestellt. Im Laufe der Handlung ändert sich jedoch das Bild von ihr, unter der rauhbeinige Schale tritt eine Person hervor, die durch das Leben gezeichnet ist: Als junge Frau war sie glücklich verheiratet und führte mit ihrem Mann eine Konditorei, bekam eine Tochter. Aber der Mann begann zu trinken, mit dem Geschäft ging es bergab und ihre Tochter heiratete einen Ausländer. Das alles erfahren wir nicht in drögen Rückblenden, sondern in einem nostalgisch angehauchten filmischen Prolog.
Als Paulette durch Zufall an einen Haschischbrocken gerät, steigt sie zur erfolgreichen Dealerin auf – wer vermutet schon Shit in der Einkaufstasche einer alten Frau?? Aber die Drogengang im Plattenbau kommt ihr auf die Schliche und bedroht sie. Jetzt kommt ihr der Zufall zu Hilfe: Als sie wieder einmal mit dem ungeliebten Enkel Léo (Ismaël Dramé), aneinandergerät, schüttet der ihr aus Rache unbemerkt etwas von dem heerumliegenden Haschisch in den Backteig ihrer Kekse. Die Wirkung beim Kaffeeklatsch mit den Freundinnen ist durchschlagend und es ist nicht nur eine neue Geschäftfsidee gefunden, sondern die Produktion wird durch neue Helferinnen deutlich gesteigert……
Auch die anderen Rollen in diesem Film sind gut besetzt: Tochter Agnès wird von Axelle Laffont, Schwiegersohn Ousmane, der pikanterweise bei der Drogenfahndung der Pariser Polizei arbeitet, von Jean-Baptiste Anoumon verkörpert.
Ich stehe normalerweise nicht so auf französische Filme, aber dieser hat mir wirklich gut gefallen. Vor allem die Hauptdarstellerin Bernadette Lafont ist einfach großartig! „Paulette“ ist ihr letzter Film, der 2012 in Frankreich zu einem großen Erfolg wurde. Die Schauspielerin, die 1958 in einem Film von Francois Truffaut zum ersten Mal als Filmschauspielerin auftrat, starb 2013, dem Jahr in dem der Film in den deutschen Kinos anlief.
Man könnte den Film als „Wohlfühlkomödie“ bezeichnen, aber er ist schon ein wenig mehr, liegen doch unter der scheinbar witzigen und skurrilen Handlung durchaus ernsthafte Themen: Die Schwierigkeiten, mit einer viel zu knappen Rente über die Runden kommen zu müssen, das Leben in einem sozialen Brennpunkt, die Ausländerfeindlichkeit. Das alles ist eingebettet in eine Handlung, die ziemlich skurril ist und wird dem Publikum mit einem manchmal vollkommen unkorrekten Humor dargeboten, so daß man beim Lachen fast ein schlechtes Gewissen bekommt. Trotzdem gibt es auch viele emotianale und rührende Momente in diesem Film, mit dem absurden Ende nimmt er sich dann sogar ein wenig selbst auf die Schippe.
Fazit: Ein sehenswerter, sehr unterhaltsamer Film, der vor allem getragen wird von der wunderbaren darstellerischen Leistung von Benradette Lafont.
Der offizielle Filmtrailer verschafft Ihnen einen guten Eindruck (Video, 1:50 Min.)
Einen ausführlichen Artikel über den Film und seine Rezeption finden Sie hier
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