Drei Jahre und vier Monate hat der syrische Flüchtling Karim in Dachau, Zirndorf und Bayreuth gelebt. Dann wird sein Asylantrag endgültig abgelehnt.
Geträumt hatte er davon, sich ein ganz normales Leben in Deutschland aufbauen zu können, Deutsch zu lernen, zu studieren, eine Familie zu gründen, Steuern zu zahlen, ein Mitbürger der deutschen Gesellschaft zu werden. Stattdessen hat er in Asylbewerberunterkünften und im Obdachlosenheim gewohnt, hat sich Rat von Kriminellen und Schleppern geholt und steht jetzt an dem Punkt, Deutschland mit Hilfe eines Schleppers in Richtung Finnland wieder zu verlassen.
Die Wartezeit bis zum Aufbruch verkürzt er sich mit einigen Joints und einem imaginierten Gespräch mit Frau Schulz, seiner Sachbearbeiterin in der Ausländerbehörde. In seiner Vorstellung hat er sie gefesselt und geknebelt und zwingt sie nun, sich seine ganze Geschichte anzuhören. Es ist eine Geschichte, die für viele andere steht, nicht ohne Komik erzählt, die aber auch die Härte des Lebens als Asylbewerber nicht verschweigt.
Abbas Khider ist ein großartiger Erzähler. Im Jahr 2000 kam er als irakischer Flüchtling nach Deutschland, lernte so schnell Deutsch, dass er bereits 2008 für seinen ersten Roman ‚Der falsche Inder’ den Chamisso Förderpreis erhielt.
Ein wirklich wichtiges Buch, das die Situation von Asylbewerbern aus der Innensicht schildert, trotz aller geschilderten Probleme sehr unterhaltsam zu lesen.
Eine Gastrezension von Barbara Scholz