Hamburg 1946: Die Stadt ist zerstört und gehört zur britischen Zone. Überleben bei Hunger und Kälte, mit fremder Besatzung zurechtkommen und die Entnazifizierung – das sind die Dinge, die die Menschen beschäftigen. Colonel Lewis Morgan kommt mit seiner Familie nach Hamburg und bekommt eine Villa in Blankenese als Unterkunft zugeteilt. Entgegen allen Gepflogenheiten erlaubt er dem Besitzer und Witwer Stefan Lubert und seiner 15jährigen Tochter in der Dachwohung des Hauses wohnen zu bleiben. Seine Frau Rachael ist entsetzt – ist doch ein Sohn der Morgans bei einem deutschen Bombenangriff ums Leben gekommen. Aber nach und nach ändert sich ihr Bild von den Deutschen…..
In diesem Buch ensteht ein sehr differenziertes Bild der deutschen Nachkrigszeit: Der englische Offizier, der vielleicht zu viel Verständnis für die besiegten Deutschen hat und der versucht, seine Ehe mit Rachael nach langer Trennung wieder aufzunehmen, der Witwer Lubert, der den Tod seiner Frau im Feuersturm kaum verwinden kann, seine 15 jährige Tochter Frieda, die nicht begreifen kann, daß ihre Ideale plötzlich völlig falsch sind und sich einem Nazi einlässt und Osi, der Trümmerjunge, der die Urne mit der Asche seiner Mutter immer bei sich hat und mit seinen Freunden ums Überleben kämpft – sie alle lassen vor uns die Nachkriegszeit vor dem Wiederaufbau wieder auferstehen. Dabei gelingt es dem Autor sehr gut, sich in seine Personen einzufühlen und sie in all ihrer Widersprüchlichkeit darzustellen.
Vielleicht liegt das auch daran, daß dieses Buch auf einer tatsächlichen Begebenheit beruht: Der Großvater von Autor Rhidian Brook tat genau das, was Colonel Morgan tat: Er erlaubte den Eigentümern des Hauses, das ihm zugeteilt wurde, darin wohnen zu bleiben. So konnte Brook direkt aus der Familie sehr wesentliche Informationen bekommen.
Wie dem auch sei: Wer sich für die Nachkriegszeit interessiert wird diesen spannenden, gut geschriebenen Roman, so wie ich auch, sehr gerne lesen!