Als Kind habe ich sehr gerne Comics gelesen und dieses Genre dann lange aus den Augen verloren. Als mir jedoch auf der Empfehlungsliste für junge Leser des Deutschlandfunk vom November 2018 diese Graphic Novel begegnete, wurde ich neugierig und holte mir das Buch aus der Bibliothek.
Als Karl 1960 am Grenzübergang zwischen Ost- und Westberlin zum Verhör geführt wird, fällt ihm beim Warten auf den Vernehmungsbeamten wieder ein, wie es ihm und seinen Freunden im 3. Reich erging. Nach der Niederlage bei Stalingrad kommen ihm und seinen Freunden immer mehr Zweifel am Regime und sie beginnen, sich Widerstandsaktionen zu überlegen. Was mit Feindsender hören und frechen Sprüchen beginnt, weitet sich bald zu einer Flugblattaktion aus: 1943 schreiben sie nach Vorlagen des Nationalkomitees Freies Deutschland Flugblätter, die sie verteilen. Als sie auffliegen, werden sie von der Gestapo verhaftet und kommen in Untersuchungshaft. Unter den Mitgefangenen gibt einer Karl den Rat: „In diesem Land macht man’s am besten wie die Radfahrer: Nach oben Buckeln, nach unten treten.“ Es ist ein Rat, den Karl nie annehmen wird. Die Bibliothek ist für ihn der einzige Lichtblick während der Zeit im Gefängnis. Und er hat Glück: Als es nach 8 Monaten zum Prozess kommt, wird er nur als Mitläufer eingestuft und seine Haftstrafe ist mit der Untersuchungshaft abgegolten. Er wird Pfarrer und erweist sich auch in der DDR als widerständiger Mensch….
Im Mittelpunkt stehen neben Karl Metzner seine Freunde Jochen Bock, Gerd Bergmann, Hartmut Emmerich und Joachim Nerke. Die 5 Schüler sind eng miteinander befreundet. Jochen Bock ist derjenige, der nach dem Tod seines Bruders an der Ostfront beginnt, sich vom Regime abzusetzen und begeistert seine Freunde für die Idee einer Widerstandsaktion. Nur Joanchim Nerke wird die Sache irgendwann zu heiß, er ist es schließlich, der die Aktionen verrät, um einer Gefängnisstrafe zu entgehen. Diese Strategie schlägt jedoch fehl, und er erhält nach Jochen Bock die zweithöchste Haftstrafe.
Eine wichtige Rolle kommt auch einem Lehrer der Jungen zu, der versucht diese zu beschützen und sich dann vor Gericht sehr für sie einsetzt.
Die Zeichungen von Hamet Eshrat sind sehr ausdrucksstark, dabei aber nicht aufdringlich. Die Szenen im Verhörraum sind ganz in grau gehalten, während die Erinnerungen Karls in Farbe gehalten sind, bei denen Brauntöne dominieren. Immer wieder sind auch Fotografien historischer Persönlichkeiten eingestreut wie zum Beispiel vom Radprofi Erich Metze, Karl’s großem sportlichen Vorbild. Das verleiht den Illustationen eine zusätzliche Authentizität.
Dieser Comicroman beruht auf einer wahren Geschichte und hat mir sehr gut gefallen. Der Mut, den diese 5 Jungen gezeigt haben, hat mich beeindruckt. Es ist der Vorzug von Graphic Novels, daß sie sehr komplexe Geschichten durch Bild und Text auf überschaubarer Seitenzahl erzählen können. Das hat mich bei diesem Buch vollständig überzeugt, ich habe ihn ganz gebannt an einem Abend gelesen und angeschaut. Er mag zwar für Jugendliche gedacht sein, aber auch als Erwachsene habe ich ihn mit Gewinn gelesen.
Im Anhang finden sich noch Informationen zum historischen Hintergrund und Kurzbiographien der 5 Jugendlichen, in denen auch zu lesen ist, wie ihr weiterer Lebensweg verlief. Einige Fotografien und Abbildungen, sowie etwas zur Entstehungsgeschichte runden diesen gelungenen Comic ab.
Fazit: Eine Lektüre, die sich nicht nur für Jugendliche, sondern auch für Erwachsene lohnt!
Auf der Seite des avant – verlages finden Sie auch eine Leseprobe, die Ihnen einen Eindruck von Zeichnungen und Erzählweise verschafft
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