Dieses Buch lag schon eine Weile bei mir und wartete darauf, gelesen zu werden. Als es dann beim Literarischen Buchhandelsquartett auf den Stuttgarter Buchwochen als Geschenktipp wärmstens empfohlen wurde, habe ich es mir sofort gegriffen und mich fast ein wenig geärgert, daß ich es so lange vernachlässigt hatte!
Im Mittelpunkt dieses Romans, der im Finnland der 40er Jahre angesiedelt ist, steht Lempi, der wir aber im ganzen Buch kein einziges Mal persönlich begegnen. Drei Menschen, die Lempi nahestehen, erzählen von ihr: Viljami, ihr Mann, Elli, die Magd, die auf Viljamis Bauernhof mit dem jungen Paar lebt und Sisko, Lempis Zwillingsschwester. Alle drei haben ihre eigene Perspektive auf Lempi und erzählen von dem kurzen Sommer, der dem Paar vergönnt war, bevor der Krieg sie auseinander riss.
Lempi ist die Frau, um die sich alles dreht, aber wer war sie wirklich? Und wohin ist sie verschwunden? Nach einem Prolog, in dem wir auf 1 1/2 Seiten schon erfahren, wie die Geschichte enden wird, kommt zunächst Viljami zu Wort, ein junger, zurückhaltender Bauer, der sich auf dem Weg zurück aus dem Krieg an den kurzen, glücklichen Sommer mit Lempi erinnert. Wir erfahren von seiner Überraschung, daß Lempi ausgerechnet ihn als Ehemann ausgewählt hat, von der Liebe, die die beiden füreinander empfinden und von dem schweren Abschied, als Viljami an die Front muss.
Elli ist die Magd, die Viljami eingestellt hat, um seine gebildete junge Frau, die die harte Arbeit auf einem Bauernhof nicht gewöhnt ist, zu unterstützen. Elli schildert Lempi als eingebildete, verwöhnte Frau, die jede körperliche Arbeit scheut und lieber liest und Briefe schreibt, als auf dem Hof zu arbeiten. Als Leser*in merkt man schnell, daß hier eine eifersüchtigte, vom Leben benachteiligte Frau spricht und doch scheint manches, was sie erzählt, glaubwürdig. Sie informiert Viljami in drei kurzen Briefen über das Verschwinden und später über den den Tod seiner Frau und darüber, daß sie das Pflegekind, das Lempi angenommen hat und seinen Sohn, der kurz vor Lempis Verschwinden zur Welt kam, bei sich hat. Nach Viljamis Rückkehr auf den Hof, versucht sie alles, um den in tiefer Trauer versunkenen Mann für sich zu gewinnen.
Sisko schließlich erzählt uns, wie es zu der überraschenden Heirat ihrer Schwester kam. Die beiden Schwestern hatten ein sehr enges Verhältnis und eigentlich war Sisko diejenige, die kurz vor der Verlobung mit einem jungen deutschen Soldaten stand. Die Trennung von Lempi war hart für sie und sie verließ Finnland mit ihrem Verlobten, als die Deutschen sich zurückzogen. Aber in Deutschland findet sie keine echte Heimat und sie ahnt, daß mit dem Verschwinden ihrer Schwester etwas nicht stimmt. So kehrt sie zurück nach Lappland auf den Hof, auf dem Viljami mit Elli lebt.
Ich fand das ein tolles Buch! Es liest sich ausgesprochen gut und ist sehr spannend. Über dem Verschwinden von Lempi liegt ein Schleier und es wird nur angedeutet, was passiert sein könnte – ich finde hier auch das gewählte Cover sehr passend. Letztendlich bleibt es auch uns Leser*innen überlassen, sich ein Bild davon zu machen, was für eine Persönlichkeit Lempi gewesen sein könnte. Zudem ist der Roman eingebettet in die Geschichte Finnlands – ein Nachwort der Übersetzerin über die finnische Geschichte vor und während des zweiten Weltkrieges hilft dabei sehr gut, das Erzählte besser zu einordnen zu können. Ich empfehle, es sogar vorher zu lesen, so habe ich es gemacht.
Fazit: Dieses Buch hat mich wirklich gefesselt, sowohl inhaltlich als auch literarisch. Leseempfehlung!
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