Die Kriminalromane um den Kommissar aus dem Allgäu von Volker Klüpfel und Michael Kobr sind Kult und im April erschien der 10. Band der Reihe. Eine geschickte Marketingkampagne des Ullstein Verlages, in dem das Buch erschienen ist, sorgte dafür, daß ich noch einmal schwach wurde, nachdem ich die letzten Bände nicht mehr gelesen bzw. gehört hatte: Zu viel Langhammer und zu wenig Krimi war das für meinen Geschmack gewesen. Aber nachdem ich dieses Video angeschaut hatte, dachte ich mir, ich mache noch einmal einen Versuch……

Der Inhalt

Kluftinger ist glücklich: Der erste Enkel ist da und er genießt seine Rolle als Opa. Weniger glücklich ist er darüber, daß er an Allerheiligen mit der ganzen Famile zum „Totenmarathon“ muß, wie er den alljährlichen Friedhofsbesuch bezeichnet. Sein Unbehagen schlägt in Entsetzen um, als er bemerkt, daß ihn die Menschen merkwürdig anstarren und er eine Menschenmenge bemerkt, die um ein frisches Grab steht, auf dem ein Kreuz steht, das seinen Namen trägt. Natürlich lässt sich der Kommissar nichts anmerken, aber als im Laufe der nachfolgenden Tage nicht nur eine Todesanzeige im Allgäuer Blättle erscheint, sondern auch Totenbildchen in der Kirche auftauchen, bekommen er und seine Kollege*innen es mit der Angst zu tun. Kluftinger erhält Polizeischutz, aber das verhindert nicht, daß ein Anschlag auf ihn beinahe tödlich endet….

Die Hauptpersonen

Neues Handlungspersonal taucht eigentlich nicht auf, lediglich Wittgenstein, der neue Hund von Doktor Langhammer, ein wertvoller Ungarischer Wischler, erweitert das Personentableau. Roland Hefele, Richard Maier, Eugen Strobel und die Sekretärin Sandy Henske kennt man aus früheren Fällen, man erfährt jedoch über Hefele und Maier einiges aus ihrer Anfangszeit im Kommissariat. Sie sind auf den ersten Blick ein eingespieltes Team. Aber neben den üblichen Kabbeleien fällt mehr und mehr auf, daß Eugen Strobel sich immer stärker verändert und langsam zum Hemmnis bei den laufenden Ermittlungen wird. Denn ermittelt wird nicht nur in Sachen Kluftinger, sondern er und sein Team unterstützen auch einen Kollegen in Oberbayern bei einem spektakulären Kunstraub, der wahrscheinlich auf das Konto des Schutzpatrons geht, mit dem der Kommissar noch eine Rechnung offen hat.

Meine Meinung

Was mich an diesem Jubiläumsband gereizt hat war die Aussage, daß dieser Band ein ganz anderer Kluftinger wäre, der auch weit in die Vergangenheit des Kommissars zurück geht und seine Persönlichkeit in neuem Licht erscheinen ließe. Das war auch nicht zuviel versprochen, denn in der Tat erfährt man nicht nur Kluftingers Vornamen (Adalbert Ignatius), sondern auch viel aus seiner Jugend und den ersten Jahren seiner Karriere. Hier vermuten die Ermittler auch das Motiv für die Anschläge. Zu den Ereignissen aus Kluftingers Jugend gesellt sich jedoch noch ein Zweites: Gleich an seinem ersten Tag als verantwortlicher Streifenpolizist wird er in einen grausamen Mordfall hineingezogen. Der Schuldige wird dank Klufti gefunden, beteuert jedoch hartnäckig seine Unschuld. Die Konfrontation mit den Ereignissen aus seiner Jugend wirft ein ganz neues Licht auf den Kommissar, der sich fragen muss, ob er durch sein Verhalten dazu beigetragen hat, daß mehrere Leben zerstört wurden. Auch im Laufe der Ermittlungen bringt er sich durch seine Sturheit immer wieder in Gefahr, eine von ihm geplante Falle geht gründlich schief und endet tragisch. Klufti ist dieses Mal also nicht der reine Sympathieträger, aber das macht ihn ein Stück menschlicher.

Natürlich gibt es in diesem Buch auch dieses Mal reichlich humorvolle und karrikaturistische Szenen: Wie beispielsweise Kluftinger Langhammers Hund zum Freund gewinnt oder für seinen Sohn einen Gebrauchtwagen kaufen möchte, um seinen geliebten Passat wieder zu bekommen, ist schon witzig zu hören. Trotzdem haben mich diese Szenen vom Kriminalfall eher abgelenkt, auch die Vergangenheitsszenen sind für meine Begriffe etwas zu lang geraten, es hat auch eine ganze Weile gedauert, bis das Buch Fahrt aufgenommen hat. Und das, woran die früheren Bände für mich schon gelitten haben, ist auch bei diesem Buch eingetreten: Im Mittelpunkt stehen weniger der bzw. die Kriminalfälle, sondern das „Drumrum“.

Gelesen wird der Jubiläumsband nicht nur vom Autorenduo, sondern Christian Berkel ist der Dritte im Bunde. Er liest den Erzähler, während Klüpfel und Kobr die Dialoge mit verteilten Rollen und unterschiedlichen Stimmen lesen. Für mich war es das erste Hörbuch aus der Reihe der Allgäu-Krimis in dieser Konstellation. Die beiden Autoren gehören zu denjenigen, die ihre eigenen Bücher wirklich gut lesen und Christian Berkel als Erzähler ist für mich eine zusätzliche Bereicherung. Wobei ich sagen muss, daß mich, je weiter ich beim Hören vorankam, die Lesweise von ihm bei den Stellen, an denen Spannung aufkam (und aufkommen sollte), störte, denn sie war für meine Ohren etwas zu dick aufgetragen. Vielleicht liegt das aber auch daran, daß für mich irgendwann die Balance zwischen Humor und Spannung nicht mehr passte. Nichtsdestotrotz ist er ein toller Sprecher!

Fazit: Für mich war es zu wenig Krimi und zu viel Slapstick. Zudem hat es mich gestört, daß zwar derjenige, der für Kluftingers Todesdrohungen verantwortlich gefunden wird, die beiden weiteren Kriminalfälle jedoch unaufgelöst bleiben. So etwas nennt man Cliffhanger, aber das ist mir dann doch ein etwas zu plumper Versuch, mich für den nächsten Band zu gewinnen. Trotzdem habe ich mit diesem Hörbuch unterhaltsame, zuweilen auch spannende Stunden verbracht. Vorzüglich gelesen ist es sowieso und so werden vor allem diejenigen, die in einem Kriminalroman nicht in erster Linie Logik und Polizeiarbeit erwarten und die sich auch nicht daran stören, daß der eigentliche Fall bisweilen in den Hintergrund gerät ihren Spaß daran haben. Und Kluftinger Fans sowieso!

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