Dieser Krimi führt uns zurück in die 60er Jahre, als in der jungen Bundesrepublik noch immer Nazis unerkannt ein bürgerliches Leben führen konnten, in denen jedoch gleichzeitig die Jugend begann, das satte, gutbürgerliche Leben ihrer Eltern zu hinterfragen.
Im Mai 1964 fand im Hunsrück auf dem Gelände der Burgruine Waldeck zum ersten Mal ein Freiluft-Musikfestival statt. Franz-Josef Degenhardt, Reinhard Mey und Hannes Wader traten dort unter anderem auf, eine ganz andere Musikrichtung als der vielgespielte deutsche Schlager. Auf dieses Musikfestival hat sich die junge Silvia aufgemacht, die sich erhofft, dort einen jungen Musiker wieder zu treffen, den sie auf einem Ausflug kennengelernt hat. Aber sie trägt auch brisante Informationen über ihren Vater bei sich, einen angesehenen Zahnarzt mit einer dunklen Vergangenheit. Was sie nicht weiß: Ihr Vater möchte mit aller Macht verhindern, dass seine Vergangenheit öffentlich wird und hat einen Kumpan aus alten Zeiten beauftragt, Sylvie zu ihm zurück zu bringen.
Auch der Journalist Ferdinand Broich ist auf dem Weg nach Waldeck, denn er bekam von einer alten Dame einen Anruf, in dem sie ihn um ein Treffen bat, denn sie erkannte einen Zahnarzt wieder, der SS-Arzt in einem Konzentrationslager war. Als er sie treffen will, erfährt er, dass sie wenige Tage zuvor ganz unerwartet verstorben ist. Broich wittert Lunte – aber er weiß nicht, auf was er sich eingelassen hat mit seinen Recherchen….
Dieser Krimi ist sehr spannend zu lesen und gut recherchiert. Gleich auf den ersten Seiten sind wir mitten unter den Festivalgästen in Waldeck und bei Sylvies Verfolger, der sie unter den Bersucher:innen entdeckt. Dann springt der Autor 1 Woche zurück und rollt in mehreren Handlungsfäden die Geschichte auf. Dadurch und durch die multiperspektivische Erzählweise erzeugt er eine große Spannung, außerdem gelingen ihm atmosphärisch dichte Beschreibungen der 60er Jahre, in denen die Jugend begann aufzumucken gegen den Mief der gutbürgerlichen Gesellschaft, unter dem so oft noch die alten Gesinnungen schlummerten. Noch waren es nicht die Studentenunruhen, aber mit der bräsigen Ruhe in vielen Familien war es vorbei. Nur der Schluss, der konnte mich nicht so recht überzeugen, aber das hat mein Lesevergnügen nur wenig gemindert.
Auf jeden Fall: Spannende, gut recherchierte Krimikost mit interesantem zeitgeschichtlichem Hintergrund!
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