Georg Wilhelm Hegel kennen wir alle – Stuttgarts berühmter Sohn übernahm 1818 an der Berliner Universität den Lehrstuhl für Philosophie und wurde mit seinen Vorlesungen über Religion und Philosophie weltberühmt.
Daß er auch eine Schwester hatte, die ebenfalls sehr begabt war, das wissen nur wenige. Christiane Hegel jedoch, drei Jahre jünger als ihr Bruder, war eine mutige Frau, die sich nicht scheute, für eine Freundin auf die Festung Hohenasperg Briefe an deren Mann zu schmuggeln und die Kontakte zur württembergischen Szene der Intellektuellen Württembergs hatte. Sie erlitt jedoch einen Zusammenbruch und kam für einige Monate in die „Staatsirrenanstalt“ Zwiefalten. Mit 59 Jahren schließlich, kurz nach dem Tod ihres berühmten Bruders nahm sie sich in der Nagold das Leben.
In ihrer sorgfältig recherchierten Biographie geht Alexandra Birkert den wenigen Spuren nach, die Christiane Hegel hinterlassen hat. Dabei war die Spurensuche nicht einfach, denn nach ihrem Tod kamen ihre Papiere zu einem Vetter und verloren sich dann in alle Himmelsrichtungen. Auch in Hegels Nachlass fanden sich kaum Briefe von Christiane an ihren Bruder, die sie jedoch nachweislich an ihn geschrieben hatte. Ebenso sind die Gedichte, die sie geschrieben hat, verschwunden. So wurde die Arbeit an dieser Biographie für die Autorin zu einer fast kriminalistischen Spurensuche: Sie durchforstete Archive und Bibliotheken, stieg auf Dachböden und in Schlosskeller. So gelang es ihr, wenigstens Teile des Lebens von Christiane Hegel sichtbar zu machen, einer Frau, der ein wirklich selbstbestimmtes Leben verwehrt war. Natürlich bleibt manches trotz der vielen neu gefundenen Quellen im Dunkeln – schließlich gibt es nicht einmal ein Bild von Hegels Schwester. Trotzdem bringt einem die Lektüre die Zeit und das Leben darin ein gutes Stück näher.
Allerdings hätte es dem Buch gut getan, wenn der Verlag ein etwas freundlicheres Druckbild gewählt hätte. Zwar sind die Kapitelüberschriften am unteren Seitenrand jeweils wiederholt, was ich angenehm fand, die Seitenränder sind jedoch so schmal, daß ein sehr beengter Eindruck entsteht.