Schon im letzten Fall, mit dem das Team rund um Leander Lost zu tun hatte, rückte der Kriminalfall mehr in den Vordergrund als in den Bänden zuvor. Das hatte mir gefallen, denn ich glaube, es ist gar nicht so einfach, eine erfolgreiche Serie so weiterzuschreiben, dass sie nicht zu schablonenhaft wird. Bei den Krimis um den Allgäuer Kommissar Kluftinger war mir das unangenehm aufgefallen – die Fälle ließen nach und der Langhammerwitz war irgendwann auch nicht mehr lustig. Ich war also gespannt, was Gil Ribeiro mit seinen Protagonist:innen jetzt vorhat und ich kann es schon vorweg sagen: Ich wurde nicht enttäuscht!

Der Inhalt ist dieses Mal sehr komplex und ich möchte nicht zu viel davon verraten. Leander Lost und Soraia stehen kurz vor ihrer Hochzeit, als ein Zollbeamter ermordet aufgefunden wird. Seine Enkeltochter ist verschwunden und bald melden sich die Entführer mit einer Lösegeldforderung. Die Befreiung des Mädchens gelingt, aber die Entführer entkommen. Leander und seine Kolleg:innen tappen lange im Dunkeln und können nur langsam Licht in das Dunkel bringen.

Parallell erfahren wir von einen Oberst des russischen Geheimdienstes, der in Portugal eine riskante Mission zu erfüllen hat, von deren Erfolg für ihn persönlich sehr viel abhängt: Nur wenn diese Operation gelingt, wird seine Tochter Larissa aus einem russischen Gefängnis entlassen.

Und dann gibt es da noch den Sandmann, der offensichtlich für den Tod des Zollbeamten verantwortlich ist und weitere Menschen umbringt, die mit ihm in Verbindung standen.

Wir haben es dieses Mal also nicht mit einem klassischen Morfall zu tun, sondern mit einem astreinen Spionagethriller. Wir als Lesende merken das schnell, aber Leander Lost sein Team natürlich erst relativ spät. Auch dieses Mal lesen wir die Handlungsfäden jeweils aus der Perspektive der jeweiligen Protagonist:innen:

Graciana wird gleich zu Beginn der Ermittlungen von einer Beamtin für Verwaltungs- und Disiziplinarangelegenheiten die Leitung der Ermittlungen entzogen, denn es muss geklärt werden, ob sie im letzten Fall einen der Täter aus Rache erschossen haben könnte. Ausgerechnet Miguel Duarte wird die Leitung übertragen. Dieser ist dem Team zwar immer noch dankbar ist für die Unterstützung während seines Gedächtnisverlustes, aber seine Eitelkeit und Selbstüberschätzung dominieren bereits wieder sein Verhalten.

Der russische Oberst Fjodorow muss einen Koffer sicherstellen und hat sich ein Netz von Unterstützer:innen aufgebaut, um an diesen so ranzukommen, dass der Bote es nicht bemerkt. Allerdings ist der Sandmann gerade dabei, dieses Netz auszuschalten. Und natürlich ist es Leander Lost, der mit seiner Genauigkeit und unbestechlichen Logik als erster durschaut, was hinter den Todesfällen stecken könnte. Dabei gerät seine frisch angetraute Frau in Lebensgefahr.

Manche Fans der Reihe werden vielleicht davon enttäuscht sein, dass die persönlichen Geschichten des Teams um Leander Lost dieses Mal nicht im Mittelpunkt stehen, ja, genau genommen tritt das ganze Team (jedenfalls in meiner Wahrnehmung) ein wenig zurück. Natürlich sind wir wieder auf der Dachterrasse zu Gast, es gibt leckere Speisen und Leander sorgt auch wie immer für die Insekten in seinem Pool. Aber die Handlung rund um den russischen Oberst steht ziemlich gleichberechtigt daneben. Dem Roman vorangestellt ist auch ein Personentableau, in dem die wichtigsten Nebenfiguren in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet sind, denn manche sind nicht nur unter einem, sondern mehrern Namen unterwegs. Es erfordert also etwas Konzentration, der zugegeben ziemlich verzwickten Handlung zu folgen.

Fazit: Wieder ein sehr spannender Krimi, der die Reihe einfallsreich fortsetzt und weiterentwickelt. Ich bin gespannt, was sich Gil Ribeiro für den nächsten Band einfallen lässt!

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